Berlin Pfarrer Hintze führte Merkel in die Welt der Politik ein

Berlin · Noch in seinen letzten Wochen hatte es sich Peter Hintze offen gehalten, ob er abermals für den Bundestag kandidiert. Jahrelang trotzte er mit politischer Aktivität und Lebensmut seiner schweren Krebserkrankung.

 Der Peter Hintze verstarb mit 66.

Der Peter Hintze verstarb mit 66.

Foto: ap

Er habe "aus seinem Glauben die Kraft für seine politische Arbeit" gezogen, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In der Nacht zu Sonntag erlag der 66-Jährige seinen Leiden. Parteiübergreifend reagierten Kollegen mit Bestürzung und Trauer.

Hintze brachte als Politiker besonders zwei Dinge mit: Augenmaß und Leidenschaft. Voller Angriffslust gegen den politischen Gegner zeigte er sich in den späten Jahren der Kanzlerschaft Helmut Kohls als CDU-Generalsekretär. 1994 erfand er die "Rote Socken"-Kampagne, mit der er vor einem rot-rot-grünen Bündnis auf Bundesebene warnte. Als er vier Jahre später noch ein Schippchen obendrauf legte und den Zusammenschluss von SPD und KPD zur SED als Warnung vor Rot-Rot im wiedervereinigten Deutschland symbolisierte, fanden das auch in der CDU viele überzogen.

So angriffslustig Hintze sich als Generalsekretär zeigte, so gut war der evangelische Pfarrer aber auch als Brückenbauer. Zu jenen, die Hintze in besonderem Maße schätzten, gehört Kanzlerin Merkel, die mit ihm einen treuen Weggefährten verliert. Der Theologe aus dem Westen erklärte der Pfarrerstochter aus dem Osten die Mechanismen der CDU. Anfang der 90er-Jahre war er ihr Staatssekretär im Ministerium für Frauen und Jugend, sie folgte ihm nach der Bundestagswahl 1998 auf dem Generalsekretärsposten nach. Auch in den Jahren danach blieb er ihr als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, als Chef der CDU-Landesgruppe und als Bundestagsvizepräsident ein Vertrauter und Ratgeber. "Er gehörte zu den herausragenden intellektuellen Köpfen der Partei, erkannte frühzeitig die Notwendigkeit zur programmatischen Weiterentwicklung und leistete einen wichtigen Beitrag, dass die CDU eine lebendige Volkspartei in der Mitte der Gesellschaft bleiben konnte", erklärte Merkel.

Trotz seiner politischen Hellsichtigkeit und seinen strategischen Fähigkeiten blieb dem gebürtigen Rheinländer ein Ministeramt verwehrt. Dafür war er in seinen Positionen auch für Überraschungen gut. In ethischen Fragen sehr liberal, stellte er sich etwa bei der Sterbehilfe gegen die Überzeugungen der Kirchen. Zuletzt wollte er Rechtssicherheit für Ärzte und Patienten schaffen, um einen ärztlich unterstützten Suizid zu ermöglichen.

Gegen die eigene Krankheit kämpfte er aber bis zum Schluss. Sehr persönliche Worte schrieb Bundespräsident Joachim Gauck: "Mir werden seine Leidenschaft, seine Geradlinigkeit, seine Warmherzigkeit und seine besondere Fähigkeit, dem anderen zuzuhören, immer in Erinnerung bleiben."

(qua)
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