Paris Pariser Polizei erschießt Terrorverdächtigen vor Kommissariat

Paris · Die Gedenkfeier im Hof der Pariser Polizeipräfektur war noch im Gange, als Paris fast auf die Stunde genau ein Jahr nach dem Angriff auf "Charlie Hebdo" wieder von Terroralarm erschüttert wurde. Polizisten töteten einen mit einem langen Messer bewaffneten Mann, der sich Augenzeugen zufolge mit dem Ruf "Allahu Akbar" Zugang zu einem Polizeikommissariat verschaffen wollte. Nach vorläufigen Ermittlungserkenntnissen handelte es sich um einen 20-jährigen Marokkaner. Er hatte ein Bekennerschreiben sowie eine Abbildung der Fahne der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bei sich. Ermittler untersuchten außerdem das Mobiltelefon, auf dem auch Nachrichten aus Deutschland gespeichert sein sollen. Die Staatsanwaltschaft sprach von "eindeutigen" Zeichen und nahm Anti-Terror-Ermittlungen auf. Der Mann trug auch die Attrappe eines Sprengstoffgürtels.

Die Polizei riegelte das komplette Viertel "Goutte d'Or" im Norden von Paris ab. Mehrere Metro-Stationen wurden vorübergehend gesperrt, da von einem möglichen Komplizen die Rede war. Die Attacke ereignete sich um die Mittagszeit, als Präsident François Hollande in einer Zeremonie der drei Polizisten gedachte, die vor einem Jahr bei der Anschlagserie auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und den jüdischen Supermarkt Hyper Kacher getötet worden waren. "Wir werden es nie vergessen: Sie sind gestorben, damit wir frei leben können", sagte der Staatschef. Jeder Angriff auf einen Polizisten sei ein "Angriff auf die Republik". Hollande kündigte die Schaffung von 5000 zusätzliche Stellen für die Polizei in den kommenden anderthalb Jahren an. Seit den Anschlägen vom 13. November gilt in Frankreich der Ausnahmezustand: Bahnhöfe, Kaufhäuser und öffentliche Gebäude stehen unter dem Schutz von Polizei und Armee. Die Regierung plant, die Sicherheitsgesetze weiter zu verschärfen und Polizisten bei Terrorgefahr die Durchsuchung von Fahrzeugen oder von Gepäck zu erlauben - ohne Richterbeschluss. Außerdem sollen Polizisten und Gendarmen künftig schneller schießen dürfen, beispielsweise um flüchtende Gewalttäter zu stoppen. Die Brüder Chérif und Said Kouachi hatten am 7. Januar um 11.20 Uhr die Redaktion von "Charlie Hebdo" überfallen und zwölf Menschen getötet, darunter zwei Polizisten. Ihr Komplize Amédy Coulibaly erschoss später eine Polizistin im Pariser Vorort Montrouge und vier Geiseln in einem jüdischen Supermarkt im Norden von Paris.

Gestern wurde ein mutmaßlicher Komplize des Trios, Salim Benghalem, in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt. Benghalem soll für die Terrormiliz Islamischer Staat Hinrichtungen vollstreckt haben. Der 35-Jährige aus dem Großraum Paris, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, hält sich wahrscheinlich in Syrien auf.

(RP)
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