Washington Papst über Trump: "Dieser Mann ist kein Christ"

Washington · Kurz vor der heutigen Vorwahl in South Carolina wächst die Kritik an Donald Trump. Doch der freut sich über neue Schlagzeilen.

Das Luftbild zeigt einen Ausschnitt der Stadt Rom: Kirchen, Kapellen und Gärten, gesäumt von einer Mauer, die der Bildbearbeiter grell herausgestellt hat. Donald Trumps Kampagnenstab hat die Aufnahme via Twitter verbreitet und mit einer sarkastischen Zeile versehen. "Erstaunliche Kommentare des Papstes, wenn man bedenkt, dass die Vatikanstadt zu 100 Prozent von massiven Mauern umgeben ist."

Heute entscheiden die Republikaner South Carolinas darüber, wen sie als Kandidaten ihrer Partei ins Rennen ums Weiße Haus schicken wollen. Einmal mehr ist es Trump, der seine Konkurrenten fast vollständig aus den Schlagzeilen verdrängt. Einmal mehr ist der lautstarke Baulöwe in eine Kontroverse verwickelt, die ihm am Ende eher nützen als schaden könnte. Schon weil sie seinen Anhängern das Gefühl vermittelt, dass er keinem Streit aus dem Weg geht, wenn er für das zentrale Projekt seiner ansonsten so schwammigen Agenda trommelt, den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Dass er vor keiner Autorität zurückschreckt, nicht mal vor dem Papst. "Diesmal wählen wir mit dem Mittelfinger", twittert einer seiner Fans aus Columbia, der Hauptstadt South Carolinas, und macht deutlich, dass Wähler, die den Glauben an traditionelle Institutionen verloren haben, eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber traditionellen Institutionen durchaus zu schätzen wissen.

Nach den Worten von Oran Smith, des Sprechers einer religiösen Stiftung namens Palmetto Family Council, dürfte die Standpauke des Pontifex viele Südstaatler nur dazu bringen, die Planwagen der Wagenburg um Trump noch ein wenig enger zu stellen.

Es begann damit, dass Papst Franziskus - auf der Rückreise aus Mexiko - eine Reporterfrage nach den Plänen des Milliardärs beantwortete, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. "Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu bauen, wo immer diese stehen mögen, und nicht ans Brückenbauen denkt, ist nicht christlich", sagte er. Worauf Trump tat, was er immer tut, wenn ihn jemand kritisiert: Er keilte zurück.

Dass ein religiöser Führer den Glauben eines anderen Menschen infrage stelle, sei infam, wetterte er. Eines könne er aber schon jetzt prophezeien: Sollte der Vatikan dereinst vom Islamischen Staat attackiert werden, werde der Pontifex sich noch wünschen, dass ein Donald Trump US-Präsident gewesen wäre. Der hätte den IS nämlich ausgelöscht, anders als die Politiker, die nur redeten und nicht handelten. In der Nacht zum Freitag, bei CNN, schob er den Medien die Schuld in die Schuhe. Die hätten Franziskus' Worte stark verkürzt wiedergegeben, er möge den Mann, schon wegen der Energie, die in ihm stecke. Nur: "Er hat wahnsinnig große Mauern im Vatikan, das kann ich Ihnen sagen."

Trump und die Mauer, es ist das Thema, mit dem der New Yorker seine Kontrahenten vor sich hertreibt, seit er im Juni seine Kandidatur bekannt gab. Anders, suggeriert er, lasse sich die illegale Einwanderung aus dem Süden nicht stoppen. Mexiko, behauptet er steif und fest, werde die Baukosten tragen. So unsinnig das ist, bislang hat er Erfolg mit seinen Sprüchen: Auch die meisten seiner innerparteilichen Konkurrenten schlagen inzwischen deutlich härtere Töne an als noch vor ein paar Monaten.

Marco Rubio, der Senkrechtstarter aus Florida, gehörte noch 2013 zu einer achtköpfigen Gruppe von Senatoren, die an einer Reform des Einwanderungsrechts bastelte, um elf Millionen illegale Migranten aus der rechtlichen Grauzone zu holen. Heute betont er, an eine solche Novelle sei erst dann zu denken, wenn sich niemand mehr ohne gültige Papiere ins Land schmuggeln lasse. Jeb Bush, der in South Carolina besser abschneiden muss als zuvor in Iowa und New Hampshire, will er glaubhaft im Rennen bleiben, sagt: "Ich unterstütze Mauern und Zäune, wo es angemessen ist".

Es hat also nicht den Anschein, als würde die päpstliche Gardinenpredigt den Höhenflug des Populisten Trump stoppen. Zumindest nicht in South Carolina, zumal sich die republikanischen Wähler dort nur zu 13 Prozent zum katholischen Glauben bekennen, während 65 Prozent evangelikale Christen sind.

Papst Franziskus stellte derweil seine Äußerungen noch einmal klar: Er habe damit lediglich seine seit Langem vertretene Position wiederholt, dass Einwanderern geholfen werden müsse und sie nicht hinter Mauern ausgegrenzt werden sollten. Er habe auch keine Empfehlung zur US-Präsidentenwahl abgeben wollen.

(RP)
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