Düsseldorf Prominente unter Verdacht

Düsseldorf · Spitzenpolitiker, Sportstars und andere bekannte Persönlichkeiten kommen in Erklärungsnot: Sie sollen Geld versteckt haben.

PanamaPapers: Prominente Sportler und Politiker unter Verdacht
Foto: C. Schnettler

Diesmal rücken sie unfreiwillig ins Rampenlicht: Aus dem Datenleck der Anwaltskanzlei in Panama sprudeln die Namen von bekannten Persönlichkeiten, die ihr Geld in Scheinfirmen versteckt haben sollen.

Lionel Messi, argentinischer Fußballstar und Stürmer des FC Barcelona, soll eine Gesellschaft in Panama zur Steuerhinterziehung genutzt haben. Der Vorwurf sei "falsch und beleidigend", betont Messis Familie in einem Kommuniqué. Die Anwälte des Fußballers prüfen, ob sie juristisch gegen die Medien vorgehen, die die Verdächtigung verbreitet hätten.

Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine, hat sein Süßigkeiten-Imperium angeblich über eine Holding auf den Britischen Jungferninseln laufen lassen und enthielt dem ukrainischen Staat so möglicherweise Steuern in Höhe von Millionen Euro vor. Poroschenko beteuert seine Unschuld. Seit seiner Wahl 2014 habe er sich nicht mehr persönlich um seine Geschäfte gekümmert. Im Wahlkampf hatte er noch versprochen, die Süßigkeitenfirma zu verkaufen. Poroschenko ließ gestern erklären, die Briefkastenfirma sei der einzige Weg gewesen, den Konzern einem Treuhänder zu übergeben. Der Chef der Radikalen Partei, Oleg Ljaschko, fordert das Parlament zu einem Amtsenthebungsverfahren auf.

Sergej Roldugin, russischer Cellist, enger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin und Pate von dessen älterer Tochter Maria: Ihm ordnen die "Panama Papers" mehrere Offshore-Firmen zu. Roldugin ist aber nur einer von mehreren Putin-Vertrauten, die in den Papieren genannt werden - Bankiers, Abgeordnete und Regierungsmitglieder. Mit deren Firmen seien Geschäfte über mehr als zwei Milliarden US-Dollar verbunden. Putins Name taucht nicht auf. Der russische Präsident hat viele Weggefährten, vor allem aus seiner Geheimdienstzeit, als Leiter von Staatsfirmen eingesetzt, die damit große Geldflüsse kontrollieren. Die Frage nach Putins eigenem Vermögen ist bislang unbeantwortet geblieben. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach gestern von einem Versuch, Putin langfristig zu diskreditieren. Auch andere Moskauer Vertreter werteten die großangelegte Medienrecherche als Attacke des Westens gegen Russland.

Sigmundur Gunnlaugsson, isländischer Ministerpräsident, soll gemeinsam mit seiner späteren Frau Anteilseigner einer Firma namens Wintris Inc. auf den Britischen Jungferninseln geworden sein. Dorthin sollen Millionen Dollar geflossen sein, die Gunnlaugssons Partnerin von ihrem Vater geerbt hatte. Auf das Thema angesprochen, verließ der liberale Politiker eine am Sonntagabend im isländischen Fernsehen ausgestrahlte Sendung, die bereits am 11. März aufgenommen worden war. Gestern entschuldigte er sich dafür, sich bei dem Interview "furchtbar" verhalten zu haben: "Natürlich wünschte ich, meiner Frau würde diese ausländische Firma nicht gehören." Rücktrittsforderungen der Opposition lehnt Gunnlaugsson allerdings bislang ab.

Juan Pedro Damiani, Mitglied der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa, soll drei Angeklagten im Fifa-Skandal zu Offshore-Firmen verholfen haben, über die möglicherweise Fußball-Funktionäre bestochen worden sind. Damiani erklärte auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung", die Kommission über die Geschäftsverbindungen informiert zu haben; allerdings geschah dies offenbar erst nach der Anfrage zu den Panama-Papieren.

Nico Rosberg, Formel-1-Rennfahrer: Seine Dienste für den Mercedes-Benz-Rennstall werden angeblich vertraglich über eine Briefkastenfirma namens "Ambitious Group" auf den Britischen Jungferninseln geregelt. Sie gehört laut "tagesschau.de" zwei anderen Unternehmen mit Sitz auf der Insel Jersey und wird von der Anwaltskanzlei in Panama verwaltet. Daimler Benz erklärte dazu auf Anfrage lediglich, die Firma gehöre nicht zur Unternehmensgruppe. Auch Nico Rosberg selbst wolle keine Fragen zu der "Ambitious Group" beantworten, nicht einmal die, ob ihm die Firma gehöre, berichtet "tagesschau.de". Sein Anwalt habe erklärt, es gebe kein Fehlverhalten seines Mandanten, weswegen der sich auch nicht zu erklären hätte.

(RP)
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