Düsseldorf Die Bank hat den Schlüssel zum Steuerparadies

Düsseldorf · Wieder einmal stehen viele aus der Branche als mögliche Helfershelfer mit am Pranger. Manche haben sich schon freigekauft.

Panama Papers: Die Bank hat den Schlüssel zum Steuerparadies
Foto: Radowski

Rund 17 Millionen Euro soll die Commerzbank gezahlt haben, 20 Millionen die HypoVereinsbank, gar 22 Millionen die HSH Nordbank. Alles natürlich ohne ein Eingeständnis von Schuld. Und überhaupt: Offiziell bestätigt worden sind die Zahlen, mit denen sich die Institute vom Vorwurf der Beihilfe zur Steuerhinterziehung freigekauft haben sollen, natürlich auch nicht. Derartige Wortkargheit ist indes in der Regel ein Indiz dafür, dass eine Nachricht stimmt.

Im Fall Commerzbank soll deren Ableger im Großherzogtum Kunden an die Offshore-Gesellschaft Mossack Fonseca Group vermittelt haben, die den Kunden die Briefkastenfirmen verkaufte. Dass die Bank solche Geschäfte seit 2008 nicht mehr betreibt, soll bei der Strafzahlung berücksichtigt worden sein. Das Ganze war das Ergebnis einer Razzia nach dem Ankauf einer Steuer-CD durch Wuppertaler Fahnder.

Dass die Banken bei den "Panama Papers" eine Schlüsselrolle spielen, ist logisch. Denn die Briefkastenfirmen brauchen ein Konto, und bei deren Eröffnung vermitteln die Geldhäuser - sie kontaktieren die Verkäufer der Briefkastenfirmen, helfen bei der Einrichtung von Konten, transferieren Gelder. "Die Bank hat den Schlüssel zum Steuerparadies", sagt ein Insider. Das, so heißt es, geschehe seit Jahrzehnten.

Umgekehrt dürfte entsprechend so manche mögliche Steuerhinterziehung und Beihilfe dazu verjährt sein. Das geschieht in der Regel binnen fünf Jahren, in schweren Fällen nach zehn Jahren. Etliche Briefkastenfirmen waren indes dem Vernehmen nach 2013, 2014 und 2015 noch aktiv. Betroffen davon ist unter anderem die Deutsche Bank, die im Internet einst eine eigene Offshore-Seite betrieb (die mittlerweile geschlossen wurde). Der Initiative entsprangen angeblich mehrere Dutzend Briefkastenfirmen, von denen viele Ende des vergangenen Jahres noch tätig gewesen sein sollen.

Die Bank hat längst erklärt, sie sei sich dieser Problematik bewusst. Aber sie liefert keine Erklärung dafür, warum sie, wenn die Informationen stimmen, noch zu Zeiten des selbst propagierten Kulturwandels unter dem 2012 angetretenen Führungsduo Jain/Fitschen beim Kauf von Briefkastenfirmen behilflich gewesen sein soll. Das trübt die Schlussbilanz des scheidenden Bankchefs Jürgen Fitschen noch mehr, als die vielen juristischen Streitigkeiten der Bank das ohnehin tun. Und weil sein Nachfolger als Bankpräsident, Hans-Walter Peters, durch die angebliche Verstrickung seines Arbeitgebers Berenberg auch im Fokus steht, rumort es im privaten Bankgewerbe - unabhängig von denkbarer Schuld einzelner Manager.

28 deutsche Banken sind ins Visier der Ermittler geraten. Aber sie sind nicht diejenigen, die am Kauf der meisten Briefkastenfirmen beteiligt waren. Zu den Top Ten gehören den Ermittlungen zufolge zwei Töchter der britischen Großbank HSBC in Monaco und der Schweiz. Den Vogel schießt die Experta Corporate & Trust Services ab, eine Tochter der Banque Internationale à Luxembourg SA. Sie soll sage und schreibe 1659 Offshore-Firmen für ihre Kunden gegründet haben - das wäre etwa jedes zehnte der rund 15.600 Unternehmen, die über Mossack Fonseca registriert wurden.

Genaue Informationen darüber, welcher Kunde bei welchem Unternehmen untergebracht worden ist, dürfte es vorerst noch nicht geben. Aber allein die Namen, die im Internet kursieren, lassen aufhorchen. In Erklärungsnot ist laut "Süddeutscher Zeitung" der Präsident des Weltfußballverbandes Fifa, Gianni Infantino. Er sei in Geschäfte mit einer Briefkastenfirma verstrickt gewesen, in denen es um den Verkauf von Rechten an der Champions League gegangen sei.

(RP)
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