Persönlich Olaf Scholz . . . will nicht gegen Gabriel antreten

Einer, der im engsten Umfeld Gerhard Schröders agierte und deshalb noch aus eigenem Mittun weiß, wie SPD als Regierungspartei funktioniert, so einer wie Olaf Scholz (57) bringt Qualitäten mit, wie sie auch einem Kanzlerkandidaten gut anstehen: Als Kurzzeit-Innensenator die harte Hand gezeigt, als Arbeits- und Sozialminister die sozialdemokratische Kernkompetenz gepflegt und dann in Hamburg vorgeführt, wie man nach schwarzer Regentschaft absolute Mehrheiten für die Roten gewinnt. Aber Scholz hat als erster potenzieller Bewerber seinem Parteichef Sigmar Gabriel einen Korb gegeben.

Der war auf die originelle Idee gekommen, einen Mitgliederentscheid über die nächste Kanzlerkandidatur zu machen und dafür mehrere Interessenten auf die Bühne zu bitten. Ein mutwillig inszenierter Führungsstreit als kühnes Ablenkungsmanöver von den wirkungslosen Erfolgen der SPD in der Merkel-Regierung und eine Hinwendung zu 16 Monaten Personaldebatte - Schwächung des Parteichefs eingeschlossen. Es zeichnet Scholz aus, dass er diese neue Gabriel-Drehung gleich zu stoppen versuchte, indem er auf das Amt des Vorsitzenden verwies, das den "natürlichen" Anspruch auf die Kanzlerkandidatur enthalte. Es gehe nun um Solidarität in der Führungsriege. Dabei hat er auf das Amt des Parteivorsitzenden wohlweislich nicht verzichtet. Auch weitere potenzielle Anwärter wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier oder Sozialministerin Andrea Nahles lassen bei Umfragewerten, die Kanzlerkandidaturen ohnehin zu einer irrealen Größe machen, Gabriel zu gern den Vortritt. "Ich wünsche mir, dass wir den Glauben an uns selbst wiederfinden", meinte Europaparlamentspräsident Martin Schulz gestern in Mainz. Er bezog das auf Europa. Aber sein Rat lässt sich auch auf die SPD drehen: "Anpacken, besser machen, gerechter machen" - daraus lässt sich auch ablesen: Scholz ist raus. Schulz noch nicht.

(RP)
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