Mit Verlaub! Null Respekt den Respektlosen

Gerade Demokratie braucht Führung. Insbesondere die freiheitliche Gesellschaft benötigt Respekt vor dem Recht des Anderen - und Entschlossenheit, Rechtsverstöße zu ahnden.

Mit Verlaub!: Null Respekt den Respektlosen
Foto: Phil Ninh

Massenveranstalter wie die Uefa wissen, woran es immer öfters mangelt im menschlichen Miteinander: an Respekt. Werbespots mit international bekannten Fußballstars werben deshalb in der Allerweltssprache für "Respect". Ob's hilft? Die Frage stellen heißt, sie mit nein zu beantworten. Respektlosigkeit ist ein schäbiges Zeitzeichen, nicht bloß in Sportarenen. Die ausgebufften Rivalen der Uefa-Champions-League-Kämpfe sind bis auf seltene Ausnahmen kaum das Problem, wohl aber zahlreiche sogenannte Fans. Für sie ließen sich die vier Buchstaben "F a n s" so ausfüllen: "fast alles notorische Simpel". Mit Verlaub, denen ist nicht beizukommen mit gut gemeinten Werbespots ihrer Idole, vielmehr nur mit kernigem Polizeieinsatz.

Man muss es leider immer wieder betonen: Auch im demokratischen Rechtsstaat gibt es ein Gewaltmonopol. Es liegt beim Staat. Er soll gefälligst davon Gebrauch machen und, wann immer respektlose Chaoten Unfrieden stiften, dazwischenfahren. Dem heiligen Augustinus wird die Aussage zugeschrieben, ein Staat ohne Gerechtigkeit sei nichts anderes als eine Räuberbande. Aber auch das stimmt: Ein Rechtsstaat ohne hinreichende Polizei- und Justizgewalt gegen Rechtsbrecher verdient seinen Namen nicht.

Neulich veröffentlichte die Deutsche Bahn ihre Sicherheits-Statistik. Auch sie ist ein Zeugnis grassierender Respektlosigkeit. Immer mehr uniformierte Zugbegleiter geben an, sie hätten Angst in Abend- und Nachtzügen. Niemand soll vor Uniform-Trägern kuschen. So gut waren die "guten alten Zeiten" nicht, als wir Schüler der 60er Jahre vor dem auf seinem erhöhten Sitz thronenden Busschaffner Heidenrespekt empfanden. Aber die um sich greifende Respektlosigkeit gegenüber Zugbegleitern, Polizeibeamten, Feuerwehrleuten im Einsatz kennzeichnet den viel beschriebenen Pendelschlag von einem ins andere Extrem. Damals, Ende der sechziger Jahre, tat der Gesellschaft eine Portion mehr Liberalität einschließlich bürgerlicher Respektlosigkeit gegenüber der Obrigkeit gut. Heute bekäme der gleichen Gesellschaft mit ihren kleinen und großen Egotrip-Aktivisten mehr staatliche Strenge gegenüber Respektlosigkeiten in Bussen und Bahnen und im Straßenverkehr gut.

Ich meine schon die Einwände der liberalen Zeitgeist-Surfer zu hören: "Kein Zurück zu Knüppel-aus- dem- Sack, Hände weg von der Liberalität!". Papperlapapp! So wie gerade Demokratie Führung braucht (sagt zum Beispiel der frühere Kanzler Helmut Schmidt), so benötigt besonders die freiheitliche Gesellschaft Respekt vor dem Recht des Anderen und die Entschlossenheit, Rechtsverstöße zu ahnden.

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(RP)
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