Persönlich Helge Braun Notarzt fürs Kanzleramt

In Notfällen Ruhe und Übersicht zu behalten - das kann zu einem festen Job als Narkosearzt und Intensivmediziner in der Uniklinik in Gießen führen. Oder zu einer herausragenden Rolle als Staatsminister im Kanzleramt. Der hessische CDU-Politiker Helge Braun (45) hat beides hinter sich. Und möglicherweise noch viel Wichtigeres vor sich. Sollte Angela Merkel nach einem Ja der SPD-Mitglieder zu einer neuen großen Koalition erneut zur Kanzlerin gewählt werden, hat der hessische Arzt allerbeste Aussichten, als Nachfolger von Peter Altmaier der neue Chef des Bundeskanzleramts zu werden.

Merkel mag Menschen, die ruhig, diszipliniert und vor allem effizient arbeiten. So wie sie Braun in den vergangenen vier Jahren aus der Nähe erleben konnte. Sie hatte ihn 2013 als Staatsminister ins Kanzleramt geholt und ihm unter anderem die Aufgaben für den "Bürokratieabbau" aufgetragen. Als die Flüchtlingskrise 2015 alle bisher bekannten Dimensionen sprengte, war es Braun, der die Bürokratie nicht abbaute, sondern in Koordination zwischen Bund und Ländern fit machte. Tag für Tag ackerte er - weitgehend verborgen vor der Öffentlichkeit - daran, den Kontrollverlust des Staates kleiner zu kriegen. Als Koordinator zwischen Bund und Ländern gehörte die Neuregelung des Länderfinanzausgleichs zu den Kraftakten seiner Amtszeit.

Die innere Freiheit im Umgang mit dem politischen Metier hat er sich nachweislich erhalten: 2002 kam er in den Bundestag, verpasste 2005 jedoch den Wiedereinzug - und arbeitete nahtlos wieder als Mediziner. Bis er 2009 den Wahlkreis direkt gewinnen und gleich zum Bildungsstaatssekretär aufsteigen konnte. Seine Erfahrung als Medizin-Dozent half ihm in diesem Job. Seine Kenntnisse als Arzt auch im nächsten als Staatsminister im Kanzleramt, als zum Beispiel die Ebola-Krise zu bewältigen war.

Gregor Mayntz

(RP)
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