Persönlich Rosario Murillo . . . macht Nicaragua zum Familienprojekt

Der Präsident von Nicaragua, Daniel Ortega, stellt sich im November zur Wiederwahl. Alleine will er seine politische Karriere aber nicht fortführen. Vielmehr hofft er auf eheliche Unterstützung: Seine Frau Rosario Murillo (65) soll nämlich Vizepräsidentin werden. Die Sandinistische Nationale Befreiungsfront nominierte Murillo jetzt für das Amt. Ortega sagte vor dem Obersten Wahlrat in der Hauptstadt Managua, dass die Regierungspartei damit ihr Versprechen erfülle, mindestens für die Hälfte der Mandate Frauen aufzustellen. Sollte Ortega wiedergewählt werden, würde die First Lady den bisherigen Vizepräsidenten Moises Omar Halleslevens Acevedo im zweithöchsten Staatsamt ablösen.

Nicaragua: Rosario Murillo soll Vizepräsidentin werden
Foto: afp

Murillo hat bereits als Chefsprecherin der Regierung und Mitglied des Kabinetts erheblich mehr Einfluss, als eine Präsidentengattin normalerweise ausüben kann. In den Medien ist sie mit einer regelmäßigen Fernsehsendung präsenter als ihr Gatte, der nur gelegentlich in der Öffentlichkeit auftritt. Der 70-jährige Ortega war nach der Revolution 1979 zunächst Kopf einer Regierungsjunta, von 1985 bis 1990 dann Staatspräsident. Murillo war seine Wahlkampfleiterin, als er auch 2006 und 2011 die Präsidentenwahlen gewann. Umfragen zufolge ist Murillo in Nicaragua beliebt. Zudem hat sie sich als Dichterin einen Namen in dem mittelamerikanischen Staat gemacht.

1998 brachen allerdings einige Anhänger mit ihr, als ihre damals 30-jährige Tochter ihrem Stiefvater Ortega vorwarf, sie als Kind mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Die junge Frau erstattete Anzeige, ihre Mutter aber stritt die Vorwürfe ab und verteidigte ihren Mann.

Wird Ortega im November tatsächlich wiedergewählt, befürchten Kritiker, dass der Präsident seine Frau als Nachfolgerin aufbauen und so eine Familiendynastie etablieren will. Die Wiederwahl gilt als wahrscheinlich. Die Opposition im Land ist zersplittert.

Saskia Nothofer

(RP)
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