Persönlich Moon Jae In . . . will Frieden mit Nordkorea

Moon Jae In war schon immer jemand, der für seine Ideale einsteht: Als 1972 in Südkorea die Yushin-Verfassung in Kraft tritt, die dem damaligen Präsidenten Park Chung Hee Sonderrechte verschafft, Notfallverordnungen legitimiert und gleichzeitig Einschränkungen für die koreanische Bevölkerung bedeutet, geht der Student Moon Jae-in aus Protest auf die Straße. Dass er damals seine Karriere in Gefahr bringt, zeitweise von der Universität ausgeschlossen wird und sein Jurastudium unterbrechen muss, nimmt Moon hin. Herz über Kopf. Es ist dieser besondere Idealismus, der auch die bisherige Amtszeit des 65-Jährigen als Präsident der Republik Südkorea prägt.

Als Sohn eines Nordkorea-Flüchtlings aufgewachsen, durfte Moon nach dem Militärdienst sein Jurastudium doch noch abschließen. Er wurde Menschenrechtsanwalt und bekleidete ab 2002 verschiedene Ämter im Blauen Haus in Seoul, dem Sitz des Staatspräsidenten. Bei der Präsidentschaftswahl im Mai holte der sozialliberale Politiker 41 Prozent aller Stimmen - und überraschte bereits bei der Vereidigungszeremonie: Er könne sich vorstellen, unter den passenden Umständen die Regierung Nordkoreas zu besuchen, sagte Moon. "Ich bin gewillt, für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel überall hinzugehen." Kürzlich sprach Moon eine Einladung aus: Nordkoreanische Sportler seien bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang willkommen. Moon kann sich gar ein gemeinsames Team vorstellen. Das Problem bisher: Der Dialog ist ein Monolog. Nordkoreas Diktator Kim Jong Un gibt sich stur. Er weilt lieber im Türkei-Urlaub, hat Raketentests im Kopf, aber nicht den Frieden.

Moon hingegen ist ein Vermittler. Ein Diplomat. Ein Friedensbringer? Sein Motiv scheint ehrlich und löblich: Die Schwester seiner Mutter lebt in Nordkorea. "Es ist der letzte Wunsch meiner Mutter, sie wiederzusehen", so Moon.

Jessica Balleer

(RP)
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