Paris Mohammed-Karikaturen erschienen

Paris · Kritiker werfen dem französischen Satire-Magazin "Charlie Hebdo" vor, mit der Provokation Kasse machen zu wollen.

"Charlie Hebdo" kann es offenbar nicht lassen: Abermals provoziert das französische Satire-Blatt mit Karikaturen des Propheten Mohammed. Diesmal hat die in Frankreich beliebte, aber umstrittene Wochenzeitung gar ein ganzes Comic-Heft herausgegeben — eine Sonderausgabe für sechs Euro.

Erst im September hatte die Redaktion inmitten der Aufregung um das islamfeindliche Schmähvideo aus den USA mit der Publikation derber Mohammed-Karikaturen Öl ins Feuer gegossen. Nun könnte Frankreich erneut Ärger aus der arabischen Welt ins Haus stehen.

"Das Leben Mohammeds" ist das Sonderheft überschrieben, das den Gründer des Islam auf dem Titelblatt als gelbhäutigen, weißgekleideten Mann mit einem Kamel an der Leine zeigt. Auf 64 Seiten schildert es das Leben des Propheten — beginnend mit der Situation seiner Eltern Abdullah und Amina über seine Geburt und die ersten Lebensjahre an der Seite seiner Amme bis hin zu seinen Reisen und heiligen Kriegen. Die Ausgabe, der weitere folgen sollen, endet mit der Begegnung Mohammeds mit Dschibril, der arabische Name für den Erzengel Gabriel.

Die Ausgabe sei halal — also nach islamischem Glauben erlaubt, sagte Herausgeber und Chefzeichner Stéphane Charbonnier, der sich selbst "Charb" nennt. Das Heft sei eine Zusammenfassung dessen, was muslimische Chronisten bereits über das Leben des Propheten geschrieben hätten, "wir haben dies einfach in Bildsprache umgesetzt", betonte er. Das Heft sei weder Karikatur noch Satire, erklärte auch die aus Marokko stammende Ko-Autorin und Religionssoziologin "Zineb". In ihrem Vorwort schreibt sie: "Es handelt sich um ein sehr seriöses Buch, für das mehrere Recherchemonate nötig waren, um das Leben eines Mannes, Mohammed, nachzuzeichnen, wie er in islamischen Quellen beschrieben ist."

Tatsächlich hat "Charb" diesmal auf allzu derbe Provokationen verzichtet. Seine normalerweise bissig-ätzende Satire fällt vergleichsweise brav aus. Und doch sind seine Figuren stets grob und hässlich, haben pickelige Kartoffelnasen und Hasenzähne. Strenggläubige Muslime können die Zeichnungen als beleidigend empfinden, zumal im Islam bereits die bildliche Darstellung des Propheten verboten ist.

Frankreichs Muslime reagierten bisher ruhig. In Internet-Foren wurde die Publikation vor allem als Manöver gewertet, Geld in die Verlagskasse zu spülen. Immer wieder löst "Charlie Hebdo" mit umstrittenen Mohammed-Zeichnungen Wirbel aus. Vor vier Monaten karikierte das Blatt etwa den Propheten als nackten Mann und kam damit just zu einem Moment auf den Markt, da ein in den USA produziertes islamfeindliches Video die arabische Welt erzürnte. Daraufhin mussten französische Einrichtungen in der arabischen Welt aus Sicherheitsgründen zeitweise geschlossen werden.

Vor gut einem Jahr wiederum ging das Redaktionsgebäude in Flammen auf, nachdem "Charlie Hebdo" nach dem Sieg der Islamisten in Tunesien eine Sonderausgabe unter dem Titel "Scharia Hebdo" produziert und den Propheten als Clown dargestellt hatte. Chefredakteur Charbonnier, der daraufhin mehrere Todesdrohungen erhielt, lebt seitdem unter Polizeischutz. "Charb" begründet seine Zeichnungen mit der Meinungs- und Pressefreiheit und weist jegliche Provokationsabsicht zurück: "Es sind nicht wir, die Öl ins Feuer gießen", erklärt er stets. Die Zeitung mache lediglich ihre Arbeit.

(RP)
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