Missmanagement hat Thyssen geschwächt

Die deutsche Stahlindustrie steht vor dem größten Umbruch, seit Gerhard Cromme mit Krupp Mitte der 90er Jahre zur feindlichen Übernahme des Rivalen Thyssen ansetzte. Die kommenden Monate werden erneut über die Zukunft der Stahlkocher im Ruhrgebiet entscheiden - und nicht nur dort. Überkapazitäten, Dumping-Importe, nachlassende Nachfrage und der damit verbundene Verfall der Stahlpreise setzen der Branche wieder einmal hart zu.

In dieser Situation wäre es gut, wenn sich der deutsche Marktführer Thyssenkrupp aus einer Position der Stärke an einer Konsolidierung beteiligen könnte. Zwar zählt das Stahlgeschäft von Thyssenkrupp zu den profitabelsten Europas. Der Essener Mutterkonzern aber ist in schlechter Verfassung. Das Eigenkapital ist so niedrig, dass Wertberichtigungen für den Ruhrkonzern leicht zu einem existenziellen Problem werden können. Für Fusionsverhandlungen ist das keine gute Voraussetzung. Dass der einst so stolze Traditionskonzern nun aus einer vergleichsweise schwachen Position agiert, ist nicht nur dem Markt geschuldet. Dafür sind vor allem jene Manager verantwortlich, die beim Bau eines Stahlwerkes in Brasilien fast zehn Milliarden Euro versenkten.

(RP)
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