Persönlich Michael Kellner . . . wird durch Jamaika bekannt

Das werden lange Nächte. Michael Kellner ist darauf vorbereitet - durch den Besuch zweier Elternabende. Damit sei er "gestählt" für die kommenden Sondierungsgespräche, witzelt der Politische Bundesgeschäftsführer der Grünen. Ärger mit den Kindern? Vielleicht. Schon Ärger mit den neuen Verwandten der Union? Noch nicht. "Das heißt, das war ein gutes Gespräch, ein konstruktives Gespräch", sagt der 40 Jahre alte Thüringer, der in den nächsten Wochen einer der zentralen Unterhändler der Grünen bei den Sondierungsverhandlungen werden dürfte. Als Bundesgeschäftsführer koordiniert er an vorderster Stelle die Parteiarbeit und organisiert neben Parteitagen auch die Wahlkämpfe der Grünen. Kellner hat in Potsdam, Canterbury und East Lansing (USA) Politikwissenschaft studiert. Die Grünen hätte er 1998 beinahe verlassen, als diese dem Einsatz der Nato im Kosovo-Krieg zustimmten. Dann blieb er doch. 2013 wurde er zum Politischen Bundesgeschäftsführer gewählt. Dieser Posten ist ohnehin ein Arbeitsplatz mit Stressgarantie. Aber jetzt, da mit Union, FDP und Grünen vier zum Teil sehr unterschiedliche Parteien versuchen, die erste Dreier-Koalition auf die Beine zu stellen, ist es besonders unruhig. "Das werden komplizierte Gespräche", sagt Kellner. Als Parteilinker, der von 2004 bis 2009 Büroleiter der damaligen Parteichefin Claudia Roth war, ist er gegenüber Union und FDP mit einer gewissen Grundskepsis ausgestattet. "Jede Partei hat für sich ihre Schmerzpunkte", hat er im Deutschlandfunk gesagt. "Die Kunst wird sein zu schauen: Bekommt man dafür genug?" Ein Knackpunkt für die Grünen sind die Themen Flucht und Migration. Und so viel Ehrlichkeit muss sein: Sollte Jamaika zustande kommen, wäre dies "sicherlich kein Projekt für uns Grüne, so wie Rot-Grün ein richtig gewolltes Projekt war".

Holger Möhle

(RP)
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