Messlatte ist der Aufbruch

Union und SPD haben in diesem Punkt Wort gehalten: Während der Sondierung gab es keine Inszenierungen, kein Getöse und keine Drohkulissen. Ein Signal für Ernsthaftigkeit und gegen Klamauk und eine Wohltat im Vergleich zu den Jamaika-Verhandlungen. Alles in allem eine vernünftige Grundlage für eine Fortsetzung der gemeinsamen Koalition - wäre da nicht der schwierige große Rest.

Denn ein Erfolg bei den Sondierungen wäre immer noch nur der erste Schritt auf einem steinigen Weg zur Regierungsbildung. Die drei Parteivorsitzenden Merkel, Seehofer und Schulz werden schmerzhafte Kompromisse eingehen, um eine Neuwahl zu verhindern. Schließlich könnte ein solches Novum in der Geschichte des Landes ihr politisches Ende sein. Wenn das allerdings bedeutet, dass die CSU ihre Mütterrente, die SPD ihre Solidarrente und die CDU trotz allem die Schwarze Null bekommt, wäre der ohnehin nur schwer zu vermitteltende Aufbruch der neuen - alten - Groko sogleich wieder dahin. So ähnlich gab es das nämlich schon das letzte Mal. Alle drei Parteien haben aber versprochen, dass sie es diesmal anders machen. Kein Weiter-so. Daran werden sie gemessen werden. Und daran könnten sie scheitern.

(kd)
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