Medizinisch-psychologische Untersuchung Immer mehr Fahrer müssen wegen Drogen zum "Idiotentest"

Düsseldorf · Die Zahl der medizinisch-psychologischen Untersuchungen sinkt. Drogenmissbrauch allerdings fällt in Polizeikontrollen häufiger auf. Raser schneiden beim Test besser ab als Alkoholsünder.

MPU Vorbereitung: Test-Fragen aus dem Idiotentest
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MPU: 15 Fragen aus dem "Idiotentest"

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Foto: shutterstock/ gwolters

Insgesamt geht die Zahl der Autofahrer leicht zurück, die zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) müssen, um trotz Fehlverhaltens ihren Führerschein zurückzubekommen. Doch bei zwei Fallgruppen gibt es deutlich mehr Tests: bei Fahren mit sehr hohem Alkoholpegel und bei Medikamenten- und Drogenmissbrauch. Das zeigt die neue Statistik der Bundesanstalt für das Straßenwesen zur landläufig "Idiotentest" genannten MPU. Die Daten für 2015 liegen unserer Redaktion vor. Sie zeigen auch, dass die Chance steigt, in der MPU Erfolg zu haben: 2012 hatten 55,8 Prozent den Test bestanden, 2015 waren es schon 58,9 Prozent.

Insgesamt ging die Zahl der zur MPU vorgeladenen Bürger seit 2012 um 3,1 Prozent auf 91.300 Fälle 2015 zurück. Gegenüber 2014 gab es einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent. Dagegen stieg die Zahl der vorgeladenen Autofahrer, die zwar Ersttäter waren, aber mit mindestens 1,6 Promille im Blut erwischt wurden. 27.200 von ihnen mussten 2015 zur MPU, fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Summe der wegen Drogen oder hoher Medikamentendosen überprüften Fahrer stieg allein 2015 um 4,3 Prozent auf 17.500. Gegenüber 2012 lag der Zuwachs sogar bei 15 Prozent. "Die Polizei arbeitet sehr viel stärker als früher mit Drogentests bei Fahrzeugkontrollen", begründete ein Sprecher des ADAC. Außerdem könne schon Drogenkonsum ohne Führen eines Fahrzeugs ausreichen, um den Führerschein bis zu einer MPU zu entziehen.

Medizinisch-psychologische Untersuchung: Immer mehr Fahrer müssen wegen Drogen zum "Idiotentest"
Foto: V. Weber

Ärzte werben seit Längerem für eine Null-Toleranz-Politik bei Drogen am Steuer. Die Wirkung der Drogen sei oft nicht einzuschätzen, sagte jüngst etwa der Rostocker Rechtsmediziner Andreas Büttner. Immer öfter nähmen junge Berufstätige beispielsweise Speed als Aufputschmittel. Das könne dazu führen, "dass sich die jungen Leute im Straßenverkehr vollkommen überschätzen und ein viel zu hohes Risiko eingehen". Bei Cannabis-Konsum dagegen lasse eher insgesamt die Aufmerksamkeit nach. Inzwischen, sagte Büttner, seien viele Polizisten hinreichend geschult, um Drogenkonsum wahrzunehmen.

Die Zahl der MPU-Vorladungen wegen überhöhter Geschwindigkeit oder anderer Verkehrsdelikte ging 2015 um fünf Prozent zurück, bei Straftaten im Verkehr sank die Täterzahl seit 2012 sogar um 16 Prozent. Der Erfolg bei der Prüfung hängt auch vom Vergehen ab: Wer wegen seiner Fahrweise auffällt, bekommt den Führerschein nach 62 Prozent der Befragungen zurück. Solche Missetäter können die Gutachter also oft von ihren Besserungschancen überzeugen. Eine noch höhere Erfolgsquote von 65 Prozent haben Autofahrer mit zu viel Medikamenten oder Drogen im Blut - einige Pillen vor der Fahrt werden wohl oft doch eher als Ausrutscher bewertet.

Schlechter schneiden Alkoholsünder ab: Nur 55 Prozent der Ersttäter mit Alkohol am Steuer bestehen die MPU, die allerdings auch erst bei mindestens 1,6 Promille fällig wird. Wer mehrfach mit Alkohol am Steuer erwischt wurde, besteht die MPU nur zu 48 Prozent. Den Verdacht, auch weiterhin zu viel zu trinken, können die Kandidaten dann offenbar oft nicht ausräumen.

(RP)
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