Machtspiel in Frankreich

Frankreich gibt in diesen Tagen mal wieder ein Bild ab, das allen hierzulande gängigen Klischees entspricht: Streik, Blockade, Randale. Aber davon darf man sich nicht täuschen lassen. Zwar sind fast 90 Prozent der Franzosen zutiefst enttäuscht von Präsident François Hollande, drei Viertel halten die von der Regierung eilig zusammengezimmerte Arbeitsmarktreform für eine schlechte Sache. Aber diese brutale Auseinandersetzung ohne Rücksicht auf das Wohl des Landes und seiner Bürger ist von einer kleinen Minderheit angezettelt worden.

Es ist vor allem die kommunistische Gewerkschaft CGT, die alles auf eine Karte setzt, um die Regierung zur Annullierung der Reform zu zwingen. Zwar ist das geplante Gesetz schon bis zur Unkenntlichkeit verwässert worden, aber die CGT will ihren Gegner öffentlich demütigen. Die einst mächtigste Gewerkschaft Frankreichs leidet seit Jahren an Schwindsucht und sieht sich in ihrer Position von reformfreundlichen Arbeitnehmerorganisationen bedroht. Ein Triumph soll diesen Trend umkehren. Dieser Konflikt ist ein reines Machtspiel, das ist der Skandal.

(RP)
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