Persönlich Luigi di Maio . . . ist der neue Sterne-Anführer

Statt des stets polternden und polemischen Komikers Beppo Grillo (67), der 2009 die Fünf-Sterne-Bewegung gründete, gibt nun ein eher bedächtig und seriös wirkender junger Mann den Ton in der italienischen Partei an: Luigi Di Maio, 29 Jahre alter Jurastudent aus Pomigliano D'Arco bei Neapel. So unglamourös und pragmatisch der stellvertretende Parlamentspräsident Di Maio in seinen eng sitzenden Maßanzügen wirkt, so sehr hat er inzwischen die Bewegung im Griff. "Er ist der Leader der Zukunft", sagt eine Parteifreundin über ihn. Grillo selbst, der seine Rolle als publikumswirksamer Lautsprecher Stück für Stück aufgibt, bezeichnete den Jüngling auch schon als neuen "Anführer". Die 5-Sterne-Bewegung liegt in Umfragen bei rund 27 Prozent und wäre bei Wahlen, die turnusgemäß erst 2018 anstehen, zweitstärkste Kraft hinter Matteo Renzis Demokratischer Partei (PD). Bei einer Stichwahl würde es zum Duell kommen. Der Premier der Mitte-Links-Regierung ist trotz absteigender Tendenz immer noch Italiens beliebtester Politiker, doch gleich hinter ihm rangiert der Musterknabe und Ferrari-Tifoso Luigi Di Maio. "Wir wollen regieren", sagt Di Maio.

Luigi Di Maio setzte gegen Grillos Willen durch, als Vertreter der Oppositionspartei mit Renzi über ein neues Wahlrecht zu verhandeln. Grillos Forderung nach einem Austritt Italiens aus der Nato nach den Pariser Terror-Anschlägen erteilte Di Maio eine Absage. Ebenso hält er wenig von einem Referendum über den Euro-Austritt, das Grillo vollmundig angekündigt hatte. Der Euro-Kritiker Di Maio steht eher für Pragmatik statt für plakative Aktionen. Kritiker werfen ihm vor, die Seele der Bewegung als kompromisslose politische Alternative verkauft zu haben.

Di Maio dagegen sieht die Bewegung als Gegengift für den weitverbreiteten Rechtspopulismus in Europa. Er sagt: "Wir sind eine Barriere gegen Hass und Extremismus."

Julius Müller-Meiningen

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort