Letzte Ehre für Deutschlands beliebtesten Kanzler

Er selbst hätte die Trauerfeier in seiner hanseatischen Zurückhaltung wohl als "ganz anständig" bezeichnet. Großes Lob also. In einer beeindruckenden Zeremonie nahmen gestern Tausende Bürger und 1800 geladene Gäste im Hamburger "Michel" Abschied von Altkanzler Helmut Schmidt. "Er erklärte uns die Welt. Er war eine Art Weltgewissen", fasste der frühere US-Außenminister und Weggefährte Henry Kissinger Schmidts Wirken in Worte. Kanzlerin Angela Merkel, gebürtige Hamburgerin, erinnerte sehr persönlich an den Mann, der als Innensenator Hamburgs 1962 die Flut bekämpfte. Damals lebte die siebenjährige Merkel bereits in der DDR, ein Teil der Familie blieb aber in Hamburg. "Wir haben ihm vertraut", sagte Merkel. Als Kanzler und Publizist sei sein "strategischer Weitblick" bezeichnend gewesen. "Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen."

Der Staatsakt stand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Neben Merkel waren unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert, die früheren Präsidenten Christian Wulff und Roman Herzog, Ex-Kanzler Gerhard Schröder sowie Minister und Ministerpräsidenten gekommen. Außerdem Frankreichs Ex-Präsident und Schmidt-Freund Valéry Giscard d'Estaing. Der Altkanzler selbst hatte vor zehn Jahren mit dem damaligen Bundespräsidenten Köhler den Ablauf des Staatsakts geregelt - die musikalische Bandbreite (von Lieblingskomponist Bach bis zum Volkslied "Mien Jehann"), die Rednerliste bis hin zu den Sargträgern, die Zivilisten sein sollten. Beim Trauerzug erwiesen Tausende Hamburger ihrem Ehrenbürger die letzte Ehre. Wie hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz über den Ehrenbürger gesagt: "Er hätte hier auch Städtebauer oder Hafenkapitän werden können." Michael Bröcker

(RP)
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