Persönlich Lamya Kaddor . . . will Islamisten ausgrenzen

Sie war zu Beginn keine Traumbesetzung. Das sagt Lamya Kaddor über sich selbst und meint ihre Anstellung als Islamkunde-Lehrerin an einer Hauptschule in Dinslaken-Lohberg. Eine junge Frau ohne Kopftuch, Araberin statt Türkin. Inzwischen ist Kaddor (38) bei Eltern, Schülern und Studenten akzeptiert. Die Stimme der deutschen Islamwissenschaftlerin mit syrischen Wurzeln hat hierzulande ein gewisses Gewicht.

Lamya Kaddor will Islamisten ausgrenzen
Foto: epd

Kaddors erstes Buch "Zum Töten bereit: Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen" (2015) ist ein Bestseller. Ihr neues Werk (seit gestern erhältlich) heißt "Zerreißprobe. Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht". In ihrem als Streitschrift deklarierten Buch schreibt Kaddor, man müsse weniger über Religion reden, die immer wieder Auslöser für einen demokratiegefährdenden Alltagsrassismus sei. Vielmehr müsse man über Identitäten sprechen. Über Menschen. Von ihnen gehe die Gefahr aus, nicht etwa vom Islam.

Radikale könnten nicht vom Gegenteil ihrer Weltansicht überzeugt werden, ist sich Kaddor sicher. "Das habe ich oft genug probiert", sagte sie der "Brigitte". Man solle solche Menschen besser ausgrenzen, um ein Signal zu setzen.

Dass Frömmigkeit anscheinend selten mit radikalem Gedankengut einhergeht, erfuhr Kaddor 2013 während ihrer Arbeit in Dinslaken unmittelbar. Fünf ihrer ehemaligen Schüler waren als Teil der "Lohberger Brigade" nach Syrien gereist, um sich den Terroristen des Islamischen Staats anzuschließen. Vier kehrten letzten Endes zurück, einer blieb. "Bei allen hat es mich gewundert, es war nicht abzusehen. Sie waren sehr normal, sehr weltlich", sagte Kaddor der "WAZ". Für die gebürtige Ahlenerin war es eine persönliche Niederlage, die sie aber nicht davon abhielt, weiter zu unterrichten: Neben ihrer Schultätigkeit lehrt Kaddor heute an der Universität Münster zum Thema "Muslime in Deutschland".

(RP)
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