Persönlich Kristina Schröder . . . zieht sich aus Bundestag zurück

Der Anruf der Kanzlerin kam Ende November 2009. Angela Merkel suchte eine Hessin als Nachfolgerin für Ursula von der Leyen an der Spitze des Familienministeriums. Nachdem Kristina Schröder kurz mit ihrem Mann, Innenstaatssekretär Ole Schröder, gesprochen und sich dann bei der Kanzlerin rückversichert hatte, ob es okay sei, als Ministerin ein Kind zu bekommen, sagte die damals 32-Jährige zu.

Merkel brauchte eine Hessin, weil der Hesse Franz Josef Jung als Arbeitsminister wegen Verfehlungen aus seiner Zeit als Verteidigungsminister nicht mehr haltbar war. Für Schröder, die bis dahin als Innenpolitikerin mit oft klugen und mutigen Positionierungen gegen Islamisten von sich reden gemacht hatte, war das ein enormer Sprung. Als sie mit der gleichen Verve, aber weniger Klugheit gegen den Feminismus der 70er Jahre zu Felde zog, den in Deutschland eigentlich niemand mehr vertrat, geriet sie in die Kritik.

Schröder selbst ist eine moderne Frau. Sie war die Erste, die im Ministeramt tatsächlich ein Kind bekam und dies mit dem Job vereinbarte. Doch vor lauter Sorge, missionarisch wirken zu können, sendete sie oft widersprüchliche Signale aus, was ihr Frauen- und Familienbild betrifft. Schnell geriet sie in den Ruf, sie wolle den Deutschen wieder ein traditionelles Rollenbild verordnen, obwohl das auch nicht ihr Ziel war. Die heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen mit ihrer Vorgängerin von der Leyen taten ein Übriges. Vor der Bundestagswahl 2013 zog sie selbst die Reißleine und erklärte, wegen der Familie nicht wieder Ministerin werden zu wollen. Inzwischen hat sie zwei Kinder.

Nach vier Wahlperioden im Bundestag verkündete die inzwischen 38-Jährige gestern, sich 2017 nicht noch einmal aufstellen zu lassen. "Ich habe für mich die Tätigkeit als Abgeordnete immer als ein Mandat auf Zeit betrachtet", sagte sie in ihrer Heimat Wiesbaden - coole Entscheidung. So können nur wenige abtreten.

(RP)
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