Fotos Kraft und Co.: Die wichtigsten Köpfe im Koalitionspoker der SPD
Große Koalition ja oder nein? Die SPD fürchtet eine Zerreißprobe. Daher kommt es nun auf die führenden Köpfe an, damit eine von allen akzeptierte Entscheidung gefunden werden kann.
HANNELORE KRAFT (52): Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens. Sieht eine große Koalition äußerst skeptisch: "Die SPD ist nicht dafür angetreten, um als Mehrheitsbeschafferin die CDU an der Regierung zu halten." Muss bei Schwarz-Rot im Bund Nachteile für ihr Land fürchten, wäre bei Schwarz-Grün über ihre Bundesratsrolle mächtiger. Wird sie es zur "Kraft-Probe" mit Gabriel kommen lassen? Scheitert Gabriel, müsste sie womöglich den Vorsitz übernehmen.
SIGMAR GABRIEL (54): Führt seit vier Jahren die SPD, die unter ihm geschlossener ist als früher. Die Basis ist sein Rückhalt, mehrere Landesfürsten und Vorstandsmitglieder sehen ihn kritisch. Vermeidet jede Vorfestlegung. Will notfalls die Interessen der Partei über die des Landes stellen, heißt es. Kommt es aber zur großen Koalition, wird Gabriel wohl Vizekanzler. Arbeitete schon 2005 bis 2009 als Umweltminister gut mit der Kanzlerin zusammen. Ist durch die Wahlschlappe derzeit nicht in einer Position großer Stärke.
FRANK-WALTER STEINMEIER (57): Hat nächtliche Versuche nach der Wahl, ihn als Fraktionschef infrage zu stellen, abwehren können - und sich sicherheitshalber rasch im Amt bestätigen lassen. Kann in der Partei kaum offensiv für das Bündnis eintreten, da er als dessen Anhänger gilt. Könnte aber in Verhandlungen mit CDU/CSU versuchen, den Preis hochzutreiben. In der Fraktion sind viele für Schwarz-Rot - weil sie bei einer Neuwahl um ihren Bundestagssitz fürchten
PEER STEINBRÜCK (66): Gescheiterter Kanzlerkandidat mit Schlüsselrolle. Bekommt bei Parteiveranstaltungen viel Beifall für seinen Einsatz. Strebt kein Ministeramt in einer großen Koalition an, könnte deshalb unbefangener für das Bündnis werben - oder auch dagegen: Hatte sich nach der Wahl skeptisch zur Neuauflage geäußert.
OLAF SCHOLZ (55): Regierungschef von Hamburg. Könnte bei einer Stimmung gegen eine große Koalition moderierend eingreifen und die Partei vor falschen Weichenstellungen warnen. Scholz fordert eine Schärfung des Wirtschaftsprofils.
STEPHAN WEIL (54): Regierungschef von Niedersachsen. Gilt als geschätzter Pragmatiker. Weil betont, Neuwahlen könnten keine Alternative für die SPD sein.
RALF STEGNER (53): SPD-Landeschef von Schleswig-Holstein, gilt als einflussreicher Strippenzieher der Parteilinken. Ist ein Unterstützer Gabriels und versucht derzeit, den schwierigen Koalitionsprozess zu moderieren. Könnte gerade das linke Lager überzeugen. Fordert aber auch ein Ende der Ausschließeritis - auch für Rot-Rot-Grün. Ihm wird in der SPD nachgesagt, am Generalsekretärsposten Interesse zu haben.