La Paz Kokablätter für den Papst in der dünnen Luft Boliviens

La Paz · Sichtlich geschwächt hat Papst Franziskus bolivianischen Boden betreten. Die Höhe von 4000 Metern am Flughafen in El Alto schien ihm zuzusetzen, ihm fehlt seit der Jugend ein Teil des rechten Lungenflügels. Ohne zu grüßen ging er, die Hand an das Geländer geklammert, die Gangway herunter, wo er Boliviens Präsidenten Evo Morales umarmte.

Papst Franziskus zu Besuch in Südamerika
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Der frühere Kokabauer hängte dem verdutzten Papst eine Chuspa um, einen Beutel mit Kokablättern. Beim Abspielen der Hymnen Boliviens und des Vatikans - die Töne der Militär-Kapelle gerieten ziemlich schief - stand Franziskus mit dem Koka-Beutel um den Hals neben Morales.

Seit der Inka-Zeit wird in Bolivien Koka angebaut; die Blätter werden gekaut. Bei den Einheimischen ist Koka als mildes Therapeutikum beliebt, um den Wirkungen des Sauerstoffmangels in der Höhe zu begegnen: Kopfschmerz und Schwindel. In der Medizin ist die heilende Wirkung von Koka unumstritten.

Doch der immergrüne Strauch dient auch als Rohstoff für Kokain und fällt deshalb unter das internationale Betäubungsmittel-Abkommen. Bolivien hat wie Peru und Kolumbien nicht nur günstige Wachstumsbedingungen für die höhenliebende Pflanze, sondern auch ein Problem mit dem Drogenhandel. Staatspräsident Morales, der frühere Gewerkschafter, setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, den Anbau zu legalisieren. Er wirbt für den Nutzen bestimmter Produkte wie Koka-Tee. Das Koka-Blatt sei keine Droge.

Franziskus hatte sich auf seinem Flug nach lateinamerikanischen Medienberichten mit Koka-Tee auf die dünne Höhenluft vorbereitet. Das hätten die Stewardessen des Papst-Flugzeugs berichtet.

Auf der zweiten Station seiner Südamerika-Reise mahnte Franziskus schon auf dem Flughafen die Rechte der indigenen Bevölkerung, der Nachfahren der Ureinwohner, an. Zudem gab es Lob und Tadel für den linksgerichteten Staatschef Morales: Der Papst lobte dessen Integrationspolitik gegenüber der indigenen Bevölkerung. Zugleich deutete er Kritik am autoritären Führungsstil von Morales an und forderte mehr Transparenz. Integration erfordere immer auch "einen Geist öffentlicher Zusammenarbeit, des Dialogs und der Teilnahme der Einzelnen und der gesellschaftlichen Handlungsträger".

Franziskus besucht heute Paraguay, wo er bis Sonntag bleibt.

(RP)
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