Persönlich Klaus-Dieter Lehmann . . . kann von Goethe nicht lassen

Klaus-Dieter Lehmann (75) hat ein Talent für den Aufbau logischer Strukturen. Wahrscheinlich hat er deswegen nach seinem Mathe- und Physikstudium noch Bibliothekswissenschaften studiert und sich dann in großen Institutionen bewährt. So hat Lehmann etwa nach der Wiedervereinigung aus mehreren Großbibliotheken die Deutsche Nationalbibliothek geformt. Und wer jemals in einer solchen Einrichtung ein Buch mit Endlos-Signatur an seinen Standort zurückbefördert hat, wird das eine Meisterleistung nennen. Außerdem war er in politisch bewegten Zeiten Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und hat unter anderem die Wiederherstellung der Berliner Museumsinsel vorangetrieben. 2008 wurde er dann als Nachfolger von Jutta Limbach Präsident des Goethe-Instituts - also Chef von 159 Einrichtungen in 98 Ländern, in denen die deutsche Sprache gelehrt und der kulturelle Austausch mit den Gastländern gepflegt wird. Bereits ein Jahr vor Ablauf seiner zweiten Amtszeit ist Lehmann nun in diesem Posten bestätigt worden. Weitere vier Jahre wird er die Geschicke der Goethe-Institute in der ganzen Welt lenken. In seinen ersten Amtsjahren hat er bereits neue Institute gegründet - in Daressalam, Kinshasa, Luanda und Nowosibirsk. Auch in Zukunft will er vor allem in jenen Regionen aktiv werden, in denen die Zivilgesellschaft Unterstützung benötigt. Aber auch die Integration von Flüchtlingen in Deutschland, etwa durch Sprachkurse, soll Schwerpunkt sein. "Die Investition in kulturelle Aktivitäten und Bildung lohnt sich immer", sagt der wiedergewählte Präsident, der 1940 in Breslau geboren und 1945 selbst zum Flüchtling wurde. Bildung sei kein Allheilmittel, "aber ohne dieses Arbeiten geben wir die Menschen auf". Die Goethe-Institute sind also gefordert wie nie - und setzen weiter auf einen Chef, der analytisch denken kann.

Dorothee Krings

(RP)
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