Persönlich Kevin Spacey . . . polarisiert mit Coming-out

Damit hat er es den lesbischen und schwulen Menschen nicht einfacher gemacht. Oscar-Preisträger Kevin Spacey soll als 26-Jähriger im Jahr 1986 auf einer Party in seinem New Yorker Apartment einen 14-jährigen Jungen sexuell belästigt haben. Spaceys Reaktion auf das, was ihm der heute 46-Jährige Schauspieler Anthony Rapp vorgeworfen hat: Er sei "bestürzt", die Geschichte zu hören, könne sich aber nicht erinnern, das Ganze sei immerhin 30 Jahre her. Sollte er betrunken doch etwas Derartiges getan haben, so schulde er Rapp eine Entschuldigung, twitterte Spacey. Den Großteil des Posts nutzte er jedoch für sein Coming-out. Er habe sexuelle Erfahrungen mit Männern und Frauen gemacht, wolle fortan aber als schwuler Mann leben.

In den Augen vieler Amerikaner instrumentalisiert Spacey sein Coming-out, um vom desaströsen Vorwurf abzulenken. "Kevin Spacey hat gerade etwas erfunden, das es nie zuvor gegeben hat", twitterte Schauspiel-Kollege Billy Eichner: "Einen schlechten Zeitpunkt, sich zu outen." Am Montagabend berichteten zudem mehrere US-Medien, dass die erfolgreiche Netflix-Serie "House Of Cards", in der Spacey die Hauptrolle spielt, mit Ende der sechsten Staffel eingestellt werde. Ob die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen Spacey der Grund dafür sind, war zunächst unklar.

Ein Zufall ist es nicht, dass Spacey, der sein Privatleben öffentlich nie kommentieren wollte, gerade jetzt offen mit seiner Sexualität umgeht. Vorwürfe der Vergewaltigung, der sexuellen Belästigung und Bedrängung fluten amerikanische und internationale Medien, seitdem Dutzende Schauspielerinnen dem erfolgreichen Filmproduzenten Harvey Weinstein ebendiese Vorwürfe machen. Spacey will offensiver mit dem Thema umgehen. Doch mehr als eine Wenn-und-falls-Entschuldigung kam nicht von ihm. Sein Coming-out auch nur in die Nähe eines Kindesmissbrauchs zu rücken, liefert homophoben Menschen willkommene Munition.

Oliver Burwig

(RP)
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