Persönlich Kaiser Akihito . . . hat jetzt einen Abschiedstermin

Selten werden historische Ereignisse vorher mit einem Datum geplant - doch genau das ist mit der Bekanntgabe des Abdankungstags des japanischen Kaisers Akihito jetzt geschehen. Der Monarch, der am 23. Dezember 84 Jahre alt wird, soll am 30. April kommenden Jahres aus gesundheitlichen Gründen abtreten. Dann soll sein Sohn Naruhito (57) den Thron im Kaiserpalast Tokios besteigen. Dass Akihito als erster Tenno seit 200 Jahren noch zu Lebzeiten abtritt, ist nur eines vieler geschichtsträchtiger Kapitel im Leben der Symbolfigur Japans.

Als Sohn Kaisers Hirohitos, der in der Erinnerung vieler mit der traumatischen Niederlage der Japaner im Zweiten Weltkrieg verbunden ist, erlebte Akihito den Krieg trotz seiner behüteten Kindheit hinter Palasttoren aus nächster Nähe. Mit seinem Bruder wurde der Elfjährige vor den Bombardierungen der US-Luftwaffe in Sicherheit außerhalb des brennenden Tokio gebracht. In der sechsjährigen Besatzungszeit lernte er bei einer Privatlehrerin die westliche Kultur kennen - ein Zeichen für die Modernisierung des Kaiserhauses. Der Bruch mit der Tradition war schließlich 1959 seine Hochzeit mit der Bürgerlichen Michiko, die er beim Tennis kennengelernt hatte, neben dem Cellospiel eines seiner Hobbys. Nur knapp entgingen beide 1975 einem Mordanschlag, der Attentäter wollte späte Rache üben, weil er in Akihitos Vater einen Kriegstreiber sah.

Bemerkenswert waren Akihitos Auftritte, mit denen er gegen das Protokoll verstieß, um nach dem opferreichen Erdbeben 1995 und dem Fukushima-Unglück 2011 zu trösten. Die vergangenen Jahre waren überschattet von Prostatakrebs und einer Herzoperation. Trotz allem wahrte der Tenno bei seiner wichtigsten Entscheidung die Form und unterwarf sich dem Gesetz, das Kaisern bis dahin den Rücktritt verbat: In einer Ansprache hatte er im August 2016 nur angedeutet, abdanken zu wollen - zugunsten eines stabilen Japan.

Oliver Burwig

(RP)
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