Persönlich Jürgen Resch . . . legt sich mit den Auto-Bossen an
Was Jürgen Resch (57) und Matthias Müller gemein haben? Beide denken gerne an die Zukunft. Nur sieht diese durch die Brille von Resch, dem Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, etwas anders aus, als wenn Müller, mächtiger Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns, an die nächste Generation Auto denkt. Resch treibt in seinem Kampf für saubere Luft in deutschen Großstädten die deutsche Autoindustrie vor sich her. Für ihn bedeutet Zukunft, dass die Auto-Bosse ihre Dieselflotte so nachrüsten, dass die Selbstzünder aus deutscher Produktion auch im echten Straßenverkehr - und nicht nur auf dem Teststand - die europäischen Stickoxid-Grenzwerte einhalten. Software-Updates sind aus Sicht Reschs dabei allenfalls Klimbim.
Wenn der VW-Chef über Hardware-Nachrüstung deutscher Dieselautos zur Stickstoff-Reduzierung nachdenkt, sagt er, er wolle seine Ingenieure lieber "zukunftsorientiert" arbeiten lassen. Bloß keine Zeit mit der Nachrüstung älterer Diesel verschwenden.
Resch kämpft in diesen Wochen womöglich den Kampf seines Lebens. Selten war das Medieninteresse für seine Sache größer, selten hatte er den Goliath Autoindustrie so sehr in der Mangel wie in diesen Tagen des Diesel-Gipfels. Bei seiner Mission beherrscht der zweifache Vater mehrere Spielarten: Den Stammtisch kann er ebenso bedienen, wie er auch nach Lage aus dem Grundgesetz zitiert, vor allem den Persönlichkeitsschutz. Die Richter des Stuttgarter Verwaltungsgerichts folgten der Sichtweise des Geschäftsführers der Umwelthilfe und stuften die individuelle Gesundheit höher ein als die Freiheit der Diesel-Fahrer. Resch spielt gerne mit den Muskeln: "Wir verlieren nur drei bis vier Prozent unserer Fälle." Und er stört sich nicht daran, dass die Umwelthilfe mit ihren rund 100 Mitarbeitern auch als "Abmahnverein" kritisiert wird, der sich mit Spenden auch aus der Industrie finanziert.