Persönlich Joe Kaeser . . . hat Ärger mit der Politik

Als Joe Kaeser (60) 2013 Siemens-Chef wurde, hielten ihn manche für einen Mann des Übergangs und Arbeitnehmer für einen der ihren. Ein Irrtum. Wie keiner vor ihm spaltet Kaeser ab, kauft zu, versilbert, schließt. Nun will er 6900 von 350.000 Jobs kappen und zwei Werke stilllegen. Die IG Metall ist empört, Ostdeutschland schreit auf. Für heute hat die Bundeswirtschaftsministerin Siemens einbestellt.

Dabei hat Kaeser stets das Image des Bodenständigen gepflegt. Noch heute wohnt die Familie in seinem niederbayerischen Geburtsort Arnbruck. Wenn er nicht gerade um die Welt jettet, zeigt er sich im Dorf, wo die Nachbarn ihn " Sepp" nennen. Anders als andere Dax-Chefs hat Kaeser "nur" Betriebswirtschaftslehre an einer Fachhochschule studiert. Er wechselte auch nicht von einem zum anderen Konzern, sondern verbrachte sein gesamtes Berufsleben bei Siemens. Brennenden Ehrgeiz und Selbstinszenierungen schließt das nicht aus: Seinen Geburtsnamen Josef Käser legt der Manager früh ab und verwandelte ihn in einen dynmaischen Joe Kaeser. Beim Abgang seines Vorgängers Peter Löscher zog er im Hintergrund manche Strippe mit. Geschickt hielt er sich aus den Korruptions-Wirren heraus. Zur Pflege der Geschäftskontakte scheute sich Kaeser auch nicht, Wladimir Putin inmitten der Krim-Krise zu treffen, was der Russe öffentlichkeitswirksam ausschlachtete.

Bis heute bleibt der 60-Jährige ein Mann mit vielen Gesichtern. In der aktuellen Sache hat Kaeser durchaus recht. Anders als SPD-Chef Schulz meint, ist es nicht verantwortungslos, unrentable Bereiche zu schließen, auch wenn der Gesamtkonzern Milliardengewinne macht. Siemens braucht einen Umbau, um Digitalkonzern zu werden und aktivistische Investoren abzuwehren. Doch dass er die Verkündung des Kahlschlags seiner Personalchefin überließ, weil er lieber die Queen in England traf, war ein Fehler. Josef Käser wäre das nicht passiert.

Antje Höning

(RP)
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