Riad/Teheran Iran warnt kleine Golfstaaten

Riad/Teheran · Der Ton am Persischen Golf bleibt giftig. Bahrain, Kuwait und die Arabischen Emirate stützen die Saudis.

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr al Nimr durch Saudi-Arabien am vergangenen Wochenende scharf kritisiert. "Saudi-Arabien kann das Verbrechen der Enthauptung eines religiösen Führers nicht hinter der Zerstörung der politischen Beziehungen zum Iran verstecken", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Irna Rohani.

Die Hinrichtung Nimrs und weiterer 46 Gefangener hat das ohnehin angespannte Verhältnis Riads zum Nachbarland Iran weiter verschlechtert. Demonstranten in Teheran stürmten die saudische Botschaft. Saudi-Arabien sowie seine Verbündeten Bahrain und Sudan beendeten aus Protest gegen die Übergriffe ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran. Wie die Vereinigten Arabischen Emirate rief gestern auch Kuwait seinen Botschafter aus Teheran zurück. Bahrain stoppte gestern außerdem den Flugverkehr mit dem Iran.

Zugleich hob der Präsident die Bedeutung von Verhandlungen und regionaler Einigkeit hervor. "Wir glauben, dass Diplomatie und Verhandlungen der beste Weg zur Lösung von Problemen zwischen Staaten sind", sagte Rohani. Schärfere Töne kamen dagegen vom Stabschef im iranischen Präsidialamt, Mohammed Nahawandian, der die drei arabischen Golfstaaten warnte. "Dieses Abenteurertum wird ihnen langfristig nur schaden", sagte Nahawandian. Die Solidaritätsbekundung der drei Staaten mit Riad kann nach den Worten von Nahawandian nicht die öffentliche Meinung über die Hinrichtung Nimrs ändern.

Saudi-Arabien zeigte sich weiter kompromisslos. Der saudische Außenminister Adel al Dschubair machte den Iran für die Eskalation verantwortlich. "Die Aggression und das Böse gehen vom Iran aus, nicht vom (saudischen) Königreich", sagte er in Riad. Teheran mische sich in die Angelegenheiten der Region ein. Der Iran unterstütze den Terrorismus und stifte zu Gewalt und Extremismus an.

Die Türkei hat sich unterdessen als Vermittler im Konflikt angeboten. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es müsse sofort diplomatische Initiativen geben. "Die Türkei ist bereit, jede konstruktive Hilfe anzubieten, die wir können, um eine Lösung zu finden", sagte Davutoglu vor der Parlamentsfraktion seiner konservativ-islamischen AK-Partei. Die vornehmlich sunnitische Türkei beansprucht seit Längerem eine führende Rolle unter den islamischen Staaten der Region. Das Land grenzt unmittelbar an die Konfliktgebiete in Syrien und dem Irak und fürchtet deshalb ein Übergreifen der religiösen Spannungen. Am Montag hatte bereits Russland eine Vermittlerrolle angeboten.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mahnte, der Iran und Saudi-Arabien hätten eine gemeinsame Verantwortung für eine Lösung. Auch die USA appellierten an Riad und Teheran, Zurückhaltung walten zu lassen. "Es kann von allen Seiten mehr getan werden, um die Gräben zu überwinden", sagte ein Sprecher des Weißen Hauses.

(RP)
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