Berlin/Düsseldorf In deutschen Kitas fehlen 120 000 Erzieher

Berlin/Düsseldorf · Nordrhein-Westfalen schneidet bei Kindern über drei Jahren schlechter ab als andere West-Länder.

Für die Betreuung von Kindern in deutschen Kitas fehlen 120 000 Erzieher. Den Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung zufolge mangelt es allein in NRW an 17 500 Fachkräften in der Kinderbetreuung. Das würde die Personalkosten um jährlich 766,5 Millionen Euro erhöhen, hat die Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie berechnet.

Auf einen Erzieher in Nordrhein-Westfalen kommen im Schnitt 3,6 Kinder unter drei Jahren. Das ist der bundesweit drittbeste Wert. Bei den älteren Kindern zwischen drei und sechs Jahren muss sich in NRW allerdings eine Fachkraft im Schnitt um 9,6 Kinder kümmern. NRW ist damit schlechter als der Durchschnitt der westdeutschen Länder, allerdings immer noch deutlich besser als die ostdeutschen Länder.

Die Stiftung empfiehlt bei unter Dreijährigen, dass sich ein Erzieher um höchstens drei Kinder kümmert. Bei den älteren Kindern liegt die Empfehlung bei eins zu 7,5.

Schon seit dem August 2013 haben Eltern von unter Dreijährigen einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, doch dieser wird nicht überall eingelöst. Zudem ist der Erzieherberuf vergleichsweise schlecht bezahlt: Im Schnitt verdient ein ausgelernter Erzieher heute etwa 1800 Euro brutto im Monat.

Jörg Dräger, Bildungsexperte im Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, forderte ein Bundes-Kita-Gesetz. Darin sollten die Qualitätsstandards festgelegt sein. Ein Anstieg der Personalkosten in NRW um gut ein Viertel - derzeit sind es bereits 2,95 Milliarden Euro im Jahr - sei eine gewaltige Kraftanstrengung, räumte Dräger ein. Ohne stärkeres finanzielles Engagement des Bundes sei das vom Land und den Kommunen kaum zu stemmen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert bundeseinheitliche Standards für die Kitas. Diese müssten unter anderem den Personalschlüssel sowie mehr Zeit für Vor- und Nachbereitungen regeln. "Die frühkindliche Bildung in NRW ist unterfinanziert", kritisierte ein GEW-Sprecher.

Nordrhein-Westfalens Familienministerin Ute Schäfer (SPD) betonte, die Landesregierung habe seit 2010 die jährlichen Mittel für die Kindertagesbetreuung bereits auf mehr als zwei Milliarden Euro verdoppelt und dabei auch in die Qualität investiert. Zusätzliche Mittel für Personal könnten die Länder alleine nicht bewältigen. Deshalb müsse geklärt werden, "wie im konstruktiven Zusammenwirken aller Beteiligten - einschließlich des Bundes - die Finanzierung der Kindertageseinrichtungen weiter verbessert werden kann", sagte die SPD-Politikerin.

(rl/mar/dpa)
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