Persönlich Imelda Marcos . . . hilft unfreiwillig ihrem Volk

Ein rosafarbener Diamant, mit Rubinen besetzte Kronen, Halsbänder, Broschen, Ringe - ein Teil des Schmucks der ehemaligen philippinischen First Lady Imelda Marcos (86) im Wert von 18 Millionen Euro wird versteigert. Es ist allerdings nicht ihr schlechtes Gewissen, das sie zu dieser Großzügigkeit bewegt. Der Schmuck wurde sichergestellt, als Familie Marcos 1986 nach einem Volksaufstand nach Hawaii flüchtete. Der Erlös soll dem Volk zugutekommen. Imelda Marcos hatte schon immer ein Faible für das Schöne. Mit Niederlagen dagegen lernte sie nie richtig umzugehen. Als 18-Jährige belegte sie beim Schönheitswettbewerb "Miss Manila" den zweiten Platz und nervte den Bürgermeister so lange, bis er Imelda zur Muse der Hauptstadt erklärte. Mindestens genauso überzeugend muss die Tochter eines Professors und einer Modedesignerin beim ersten Treffen auf ihren späteren Ehemann Ferdinand gewirkt haben. Keine elf Tage dauerte es, bis der Politiker Imelda heiratete. Zehn Jahre später wurde Ferdinand Marcos zum Präsidenten gewählt. Er ging als einer der korruptesten Diktatoren in die Geschichte ein. Immer an seiner Seite: Imelda Marcos, die ein gutes Verhältnis zu Fidel Castro, Saddam Hussein oder Muammar al Gaddafi pflegte. Die Mutter dreier eigener Kinder und einer Adoptivtochter übernahm das Amt der Gouverneurin von Manila und der Umweltministerin. 1986 flohen Imelda und ihr Mann ins Exil. Sie ließ unter anderem 15 Nerzmäntel, 508 bodenlange Kleider, 888 Handtaschen und ihre berühmte Schuhsammlung zurück, die 1060 Paar zählte. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte Imelda Marcos 1991 zurück auf die Philippinen. Sie wurde nie wegen Korruption verurteilt und ist heute sogar wieder in der Politik. "Eines Tages wird mein Name im Wörterbuch zu finden sein", sagt sie ohne jede Ironie. "Imeldific" soll für demonstrative Extravaganz stehen.

Nicole Scharfetter

(RP)
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