Berlin/München Ilse Aigner bastelt an Stoppt-Söder-Mission

Berlin/München · Die ungeklärte Seehofer-Nachfolge lässt innerhalb der CSU die Nerven blank liegen.

Eigentlich hatte Horst Seehofer am Samstag Klarheit über Bayern, die CSU und sein eigenes Schicksal haben wollen. Seit Langem stand fest, dass die CSU sich an diesem November-Wochenende bei ihrem Parteitag personell neu aufstellt. Wegen der Jamaika-Sondierungen steht Seehofer nicht in Nürnberg auf dem Spodium, sondern in Berlin vor der CDU-Zentrale und betrachtet die Schuhe von Claudia Roth. Es sieht so aus, als verbeuge sich die Grünen-Politiker vor dem CSU-Chef.

Diese Haltung kannte Seehofer auch von den Seinen, als er ihnen die absolute Mehrheit zurückgebracht hatte. Nach langem Lavieren hatte er sich im Frühsommer entschieden, die offene Nachfolgefrage zu lösen, indem er einfach selbst noch mal weitermacht. Doch seit dem Absturz der CSU bei den Bundestagswahlen, denen die Umfragen für die Landtagswahlen in gefährlicher Weise folgten, überlegt das Lager um Finanzminister Markus Söder nicht mehr, ob der Franke Seehofer beerbt, sondern nur noch, wie schnell sie es hinbekommen. Die Vertagung des Parteitages auf Mitte Dezember hat sie nicht geduldiger werden lassen.

Als am Wochenende Überlegungen von Vize-Ministerpräsidentin Ilse Aigner bekanntwurden, über die Spitzenkandidatur könne die CSU auch per Urabstimmung ihre Mitglieder entscheiden lassen, kochte die Empörung im Söder-Lager hoch. Schließlich hat sich Söder längst die Mehrheit in der CSU-Landtagsfraktion gesichert und dürfte auch der Parteitag einer Lösung ohne Söder nicht folgen. Aigners Manöver läuft daher auf eine Stoppt-Söder-Mission hinaus - mit ihr selbst als personeller Alternative. Aber auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gilt als vorzeigbar, so wie EVP-Chef Manfred Weber und in der letzten Zeit immer häufiger Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Dessen betont härteres Agieren in den Sondierungen wird als Beleg genommen, dass er ebenfalls die CSU führen könnte.

Die Nervosität wächst mit jedem Tag, an dem sich Seehofer nicht erklärt. Und der hat alle Hände voll mit Sondieren zu tun, muss ein ums andere Mal die Parteibelange in München vertagen. Der CSU tut der sich aufbauende Konflikt zwischen zwei Lagern nicht gut. Andere Parteien mögen Flügel-Konkurrenzen eingeübt haben, die Christsozialen sind es gewohnt, sich hinter einer starken Führung zu versammeln. An der Stelle aber schwächelt es.

(may-)
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