Paris Hollande verzichtet

Paris · Frankreichs Staatschef will 2017 nicht erneut bei der Präsidentschaftswahl antreten.

Schon von Anfang an war klar, dass François Hollande in seiner überraschend eingerufenen Fernsehansprache gestern Abend eine Sensation zu verkünden hatte. Mit ernster Miene trug der französische Staatschef eine Bilanz seiner Amtszeit vor, bevor er dann in der neunten Minuten den entscheidenden Satz sprach: "Ich habe beschlossen, nicht bei der Präsidentschaftswahl anzutreten." Er sei sich der Risiken einer Spaltung bewusst, die seine Kandidatur bedeute, ergänzte der Sozialist. Der 62-Jährige ist der erste Präsident der seit 1958 installierten Fünften Republik, der nicht wieder kandidiert. 2012 war er mit rund 52 Prozent der Stimmen gewählt worden. Zuletzt waren dem unbeliebten Amtsinhaber in Umfragen nur noch sieben bis neun Prozent vorhergesagt worden.

Am Wochenende hatte sein Regierungschef Manuel Valls sich in einem Zeitungsinterview zu einer Präsidentschaftskandidatur bereit erklärt. Der 54-Jährige war auf Abstand zum Staatschef gegangen, nachdem Hollande in einem Buch zwei Journalisten peinliche Bekenntnisse anvertraut hatte. Auch andere Sozialisten sahen in den Enthüllungen das Amt des Präsidenten beschädigt. Eine Kritik, die Hollande anscheinend verstanden hat. In seiner Ansprache gab er Irrtümer zu. "Die Machtausübung hat mir nicht die Hellsichtigkeit geraubt", versicherte der Staatschef. Gleichzeitig zog er eine Bilanz seiner Amtszeit, die von der Einführung der Homo-Ehe bis zum Militäreinsatz in Mali reichte.

Zum Schluss gab Hollande bereits die Linie des Wahlkampfes der Sozialisten vor. Er kritisierte das Projekt des konservativen Kandidaten François Fillon, der am Sonntag die Vorwahlen gewonnen hatte. Sein Programm stelle das Sozialsystem infrage und verschärfe Ungleichheiten.

(RP)
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