Persönlich Henriette Reker . . . keilt gegen ihre Kölner Verwaltung

Sie tritt zumeist sehr bescheiden auf, kann aber auch energisch sein. Oder sich ziemlich undiplomatisch äußern. So wie jetzt in einem Interview. Darin hat die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (59), die kraft Amtes auch Chefin der Kölner Stadtverwaltung ist, ihren Leuten mächtig eins drübergegeben. Es gebe Mitarbeiter, so klagte sie gegenüber dem Deutschlandradio, bei denen denke sie: "Die kommen nur, um hier Schmerzensgeld zu bekommen." Unter den 17.000 Beschäftigten herrsche keine Vertrauens-, sondern eine Misstrauenskultur. Sie kenne die Verwaltung "seit fünf Jahren, seitdem kann sie es nicht", so Reker, die eigenen Worten zufolge "eine Menge Führungserfahrung" vorzuweisen hat.

Mit ihren Attacken verstoße sie "gegen alle Grundsätze guter Mitarbeiterführung", empört sich der Kölner SPD-Fraktionschef Martin Börschel. Er spricht von einem Affront gegenüber den vielen kompetenten und engagierten Mitarbeitern der Verwaltung.

Es ist nicht das erste Mal, dass Henriette Reker mit einer Bemerkung Kopfschütteln ausgelöst hat. Unmittelbar nach den Silvester-Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof hatte sie den Frauen geraten, sich von Fremden "eine Armlänge" entfernt aufzuhalten. Dieser Ratschlag sei unglücklich gewesen; sie hätte ihn sich sparen sollen, hat die Juristin später selbstkritisch eingeräumt.

Heute wird Reker, die mit einem Golflehrer verheiratet ist, mit Spannung nach Düsseldorf schauen. Dort verkündet das Oberlandesgericht das Urteil gegen Frank S., der sie am 17. Oktober niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hat. Als der Rechtsextremist vor einigen Wochen im Gerichtssaal fragte, ob er an die als Zeugin geladene Frau ein paar Worte der Entschuldigung richten dürfe, winkte Reker kühl ab: "Das ist noch nicht der richtige Zeitpunkt." Den Messerattentäter erwartet eine lange Freiheitsstrafe - möglicherweise lebenslang.

(RP)
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