Persönlich Hans-Jochen Vogel . . . wird von der SPD gefeiert

Park in der Sonne" nannte Hans-Jochen Vogel kurzerhand die Krankheit, die seine Ärzte vor knapp vier Jahren bei ihm diagnostizierten: Parkinson. Schwierigen Lagen im Leben mit Gelassenheit zu begegnen, ist das Markenzeichen des engagierten Sozialdemokraten geblieben, der morgen in seiner Wahlheimat München seinen 90. Geburtstag feiert.

So haben ihn nicht nur zahllose Genossen in den 65 Jahren seiner Parteizugehörigkeit kennengelernt. So haben ihn auch viele Bürger als Bundesminister, als Parteivorsitzenden, als Herausforderer von Kanzler Kohl, als Oppositionsführer im Bonner Bundestag in Erinnerung: als einen, der schon damals irgendwie etwas aus der Zeit gefallen wirkte, mit seiner Prinzipientreue, seinem Gottvertrauen, seiner Liebe zu Klarsichthüllen und der für Politiker seltenen Gabe, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.

Beeindruckt von Nachkriegspolitikern wie dem Sozialdemokraten Kurt Schumacher, hatte sich Hans-Jochen Vogel 1950 der SPD angeschlossen - sein jüngerer Bruder Bernhard entschied sich für eine ebenfalls erfolgreiche Parteikarriere in der CDU. Vogels strenger Führungsstil als SPD-Chef (1987 bis 1991) brachte ihm zwar den Titel "Oberlehrer" ein, doch auch das ertrug der gebürtige Göttinger gelassen. Dank seiner Disziplin und seines Fleißes war er schließlich schon mit 34 Jahren Münchner Oberbürgermeister geworden, später auch Regierender Bürgermeister von Berlin. In allen seinen Ämtern habe Vogel stets nach der Devise "Macht muss dienen" gehandelt, schrieb Altkanzler Helmut Schmidt einmal über seinen Weggefährten.

"Klarsichthüllen liegen übrigens nach wie vor auf meinem Schreibtisch", bekannte der Jubilar kürzlich. Mit dem Internet kann Vogel, der seit zehn Jahren mit seiner Frau in einem Altenheim lebt, dagegen nichts anfangen: "Ich bin Digital-Emerit. An diesen Dingen beteilige ich mich nicht."

Martin Bewerunge

(RP)
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