Düsseldorf/Berlin Großrazzien im Rotlichtmilieu

Düsseldorf/Berlin · Mehr als 600 Polizisten und Steuerfahnder haben in NRW Räume von Bordellbetreibern durchsucht. Zudem gab es eine Razzia gegen Waffenhändler. Bundesweit lief zugleich eine Anti-Terror-Aktion.

Großrazzien im Rotlichtmilieu in NRW
Foto: Gerhard Seybert

Mit einem Großaufgebot ist die Polizei gestern in Nordrhein-Westfalen gegen bandenmäßige Steuerhinterziehung im Rotlichtmilieu vorgegangen. Im Morgengrauen wurden unter Federführung der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nach Informationen unserer Redaktion zeitgleich rund 40 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht - darunter auch ein Großbordell in Erkrath. "Deswegen bleibt der Laden heute erst einmal zu", sagte ein Mitarbeiter des Etablissements.

Mehr als 600 Polizisten und Steuerfahnder waren an den Durchsuchungen beteiligt. Unterstützt wurden die Beamten von Spezialeinsatzkommandos (SEK), die bei dem Einsatz mit Maschinenpistolen und Kettensägen bewaffnet waren. In Essen gab es mindestens eine Festnahme - offenbar eines Hauptverdächtigen.

Polizei und Staatsanwaltschaft wollten jedoch unter Verweis auf die Rechtslage bei laufenden Ermittlungen nichts Näheres sagen. "Wir können nur bestätigen, dass es den Einsatz gegeben hat. Wir können aber keine Einzelheiten nennen", sagte eine Polizeisprecherin.

Nach Informationen unserer Redaktion statteten die Fahnder auch mehreren Bankinstituten im Zusammenhang mit der Razzia einen Besuch ab. "Wenn die Strafverfolger Informationen über konkrete Konten oder Schließfächer brauchen, erhalten sie diese bei Vorlage eines entsprechenden Beschluss des Gerichtes", erklärte der Bankenverband NRW. Ob eines der 67 im Verband vertretenen Institute von der Aktion betroffen ist, blieb dabei zunächst offen. Bei Strafverfahren wird manchmal auch eine vorläufige Sperrung von Konten angeordnet. Dabei sind die Banken ohnehin zu genauer Dokumentation von Geldflüssen verpflichtet: Bei jeder Bareinzahlung von mehr als 1000 Euro muss festgehalten werden, wer die Summe eingezahlt hat.

Parallel zur Großrazzia im Rotlichtmilieu gab es im Großraum Köln sowie in der österreichischen Hauptstadt Wien Durchsuchungen bei mutmaßlichen Drogen- und Waffenhändlern. Unter Leitung des Kölner Polizeipräsidiums wurden insgesamt 27 Privatwohnungen und Gastronomiebetriebe in Köln, Bonn, Erftstadt, Gummersbach und Bergisch-Gladbach von 165 Einsatzkräften durchsucht. "Mit Hilfe von Spezialeinheiten wurden Haftbefehle gegen zwei Personen wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz vollstreckt", teilten die Kölner Ermittlungsbehörden mit. Das Verfahren der Ermittlungsgruppe "Fiore" richte sich bislang gegen 19 Beschuldigte wegen des Verdachts des illegalen Waffenhandels, des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln sowie der Verabredung zum Verbrechen nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz.

Unterdessen kam es gestern im Zusammenhang mit einer bundesweiten Anti-Terror-Aktion auch zu einer Wohnungsdurchsuchung in Dortmund. Dabei hat es jedoch keine Festnahmen gegeben. "Es kam dabei nichts Nennenswertes herum. Der Einsatz hatte nur am Rande etwas mit NRW zu tun", hieß es aus Ermittlerkreisen. Nach Angaben des federführenden Landeskriminalamtes in Erfurt fand der Einsatz in fünf Bundesländern gegen tschetschenische Asylbewerber wegen des Verdachts der Finanzierung von Terrorismus statt.

(RP)
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