Griechenland in Not

Es ist klar, dass die Zahl der Flüchtlinge dramatisch sinken muss. Aber das lässt sich nicht per Faustrecht durchsetzen, das derzeit in Europa herrscht. Österreich, der einstige enge deutsche Verbündete in der Flüchtlingskrise, hat einseitig die Zusammenarbeit aufgekündigt. Schnell angeschlossen haben sich alle Westbalkanstaaten, so dass die Last der zuströmenden Flüchtlinge nun allein bei Griechenland liegt. Deutschland protestiert, profitiert aber gleichzeitig von nachlassenden Zahlen.

Der nationalstaatliche Egoismus feiert Triumphe, das europäische Schiff versinkt in den Stürmen der Ägäis. Mag sein, dass bei der Rettung der verschuldeten Staaten noch die Einsicht herrschte, dass alle im gleichen Boot sitzen. Bei den Flüchtlingen gilt nur noch das Prinzip "Rette, wer sich kann".

Besonders tragisch ist, dass mit Griechenland ausgerechnet das schwächste Glied in der Kette nun die größten Probleme bekommt. Das wirkt aus der Sicht Athens wie eine Bestrafung. Der nächste EU-Gipfel muss eine Lösung bringen. Sonst liegt Europa in Trümmern.

(kes)
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