Persönlich George Weah . . . will in Liberia an die Macht

Arsène Wenger war vorgeprescht. Er wolle seinem ehemaligen Spieler gratulieren, der gerade Präsident von Liberia geworden sei, sagte der Trainer des FC Arsenal. Wenger meinte George Weah, den Mann, den er beim AS Monaco entdeckt und von dem er mal geschwärmt hatte, er sei der Schokoladenhase gewesen, den der kleine Junge an Ostern im Garten findet. Es war als Kompliment gemeint, auch wenn es durchaus als rassistisch hätte durchgehen können.

Der heute 51-jährige Weah liegt nach Teilauszählungen des ersten Wahlgangs in Führung. Doch erst in zwei Wochen sollen alle Stimmen ausgezählt sein, und dann stünde für den Weltfußballer von 1995 auch noch eine Stichwahl an, sollte kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten haben.

Für Weah, den früheren Star von Monaco, Paris St. Germain und des AC Mailand, ist es der zweite Anlauf ins Präsidentenamt: 2005 war er Ellen Johnson-Sirleaf unterlegen. Der Umgang mit der Niederlage ist kein Ruhmesblatt für den populärsten Bürger Liberias, denn Weah erklärte sich zum Wahlsieger, was Unruhen in der Hauptstadt Monrovia auslöste. Johnson-Sirleaf (78) tritt nun nach zwei Amtszeiten nicht mehr an. 2011 erhielt sie mit anderen Aktivistinnen den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für Frauenrechte. Es ist also ein durchaus schweres Erbe, das der ehemalige Unicef-Botschafter Weah bei einem Sieg anträte. Und ein friedlicher Ablauf der Wahl hätte insofern Bedeutung, als es der erste reibungslose Machtwechsel seit Jahrzehnten in Liberia wäre, einem bitterarmen 3,5-Millionen-Einwohner-Land, vom Bürgerkrieg zerrüttet, 2014 von einer Ebola-Epidemie heimgesucht.

Erste Hoffnungen hat Weah aber bereits enttäuscht: Er hat als seine Vizekandidatin die Ehefrau des in Großbritannien inhaftierten Ex-Diktators Charles Taylor ausgewählt, der wegen Kriegsverbrechen zu 50 Jahren Haft verurteilt wurde.

Stefan Klüttermann

(RP)
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