Persönlich Gary Cohn . . . träumt vom Job als Notenbankchef

Ein US-Notenbank-Präsident, der nicht ausreichend lesen und schreiben kann? Nicht ganz, aber der Selfmade-Man Gary Cohn (56), den US-Präsident Donald Trump als Fed-Chef ins Gespräch brachte, hatte als Schüler eine ausgeprägte Lese- und Rechtschreibschwäche, die ihm bei seinen Kameraden viele Hänseleien einbrachte. Doch solche Handicaps spornten den jungen Mann, der aus einer jüdischen Arbeiterfamilie in Ohio stammt, nur um so mehr an. Er schaffte den Bachelor in Betriebswirtschaft, bekam eine Stelle bei der Wall-Street-Institution Goldman Sachs und wurde sogar deren operativer Chef.

US-Präsident Trump berief ihn zum Direktor des nationalen Wirtschaftsrats, und jetzt soll er sogar die Fed-Chefin Janet Yellen als Präsident der US-Notenbank beerben, wenn deren Vertrag 2018 ausläuft. So ganz wollte sich der unberechenbare Trump nicht festlegen. Er nannte zwar Cohn ("eines meiner Genies") als möglichen Chef, aber entdeckte auch sein Herz für Yellen, die er im Wahlkampf noch als Parteigängerin Hillary Clintons geschmäht hatte.

Der hemdsärmelige Cohn muss also erst noch liefern, zumal er seit 1977 der erste Präsident der Fed wäre, der nicht über ein Volkswirtschaftsstudium verfügt. Dafür hat er ein untrügliches Gespür für die Börse und steuerte den Riesen Goldman Sachs durch die Finanzkrise 2008/2009, ohne - wie andere Häuser - aus der Kurve zu fliegen. "Cohn dürfte über die Finanzmärkte mehr wissen als je ein Notenbankchef", lobt ihn auch Eric Stein vom angesehenen Finanzhaus Eaton Vance.

Reich ist er jedenfalls mit seinen Geschäften geworden. Seit er seine Goldman-Anteile zu Jahresbeginn wegen des Jobs bei Trump verkaufen musste, hat er 285 Millionen Dollar (243 Millionen Euro) mehr auf dem Konto. Sollte er Präsident der Fed werden, bekommt er ein Jahresgehalt von 200.000 Dollar (170.000 Euro). Das ist bescheiden, dürfte ihn aber kaum abhalten.

(RP)
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