Berlin Gabriel gibt sich in K-Frage gelassen

Berlin · Angeblich bereiten SPD-Kreise eine Kanzlerkandidatur von Martin Schulz vor.

Steht bei den Sozialdemokraten eine Wende bei der Kanzlerkandidatur bevor? Der "Spiegel" will erfahren haben, dass eine wachsende Zahl führender SPD-Funktionäre inzwischen EU-Parlamentspräsident Martin Schulz statt Parteichef Sigmar Gabriel favorisiert. Über alle Flügel und Landesgruppen hinweg gebe es eine breite "Bloß nicht Gabriel"-Bewegung, berichtet das Magazin unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten "einflussreichen Abgeordneten". Gabriel gab sich gelassen: "Ich, jedenfalls, bin ganz entspannt."

Wiederholt war in Zweifel gezogen worden, ob die SPD ihren Nominierungszeitplan (nach der NRW-Wahl im Mai 2017) durchhält, wenn die CDU bei ihrem Parteitag Anfang Dezember in Essen mit einer erneuten Kandidatur von Bundeskanzlerin Angela Merkel Fakten schafft. Die Ambitionen von Schulz sind klar erkennbar, nach einem Ende seiner Amtszeit an der Spitze des Europäischen Parlaments weiter an führender Stelle mitzumischen. Auch eine Ablösung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier für den Fall, dass dieser im Februar zum Bundespräsidenten gewählt werden sollte, kommt demnach für Schulz offenbar infrage.

So wie schon im "Spiegel" zogen es viele SPD-Spitzenfunktionäre vor, nicht namentlich gegen Gabriel Stellung zu beziehen. "Wir brauchen einen Kandidaten, der rockt, der es aber vor allem nicht selbst verbockt", wird ein "hochrangiger SPD-Vertreter" zitiert. Der rheinland-pfälzische SPD-Chef Roger Lewentz erklärte gegenüber der "FAZ", es sei gut, dass der SPD mit Sigmar Gabriel, Martin Schulz und Frank-Walter Steinmeier drei profilierte Persönlichkeiten für die Kanzlerkandidatur zur Verfügung stünden. Das erste Zugriffsrecht liege dabei "natürlich" beim Parteichef.

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig trat Spekulationen über eine Kanzlerkandidatur von Schulz klar entgegen. "Es gibt einen geborenen Spitzenkandidaten für die SPD im nächsten Bundestagswahlkampf, und das ist der Parteivorsitzende", sagte Albig unserer Redaktion. "Jede überflüssige Personal-Debatte schadet der SPD und nützt der Union", mahnte Albig.

(RP)
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