Düsseldorf G 9-Befürworter streiten über Volksbegehren

Düsseldorf · Der Gesetzentwurf der Elterninitiative benachteilige die anderen Schulformen, kritisiert die Landeselternschaft der Gymnasien.

Zwischen den Elternverbänden in NRW ist Streit über die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G 9) ausgebrochen. Uneins sind sich dabei auch zwei Gruppen, die zuvor eng verbunden für G 9 eingetreten waren: die Landeselternschaft der Gymnasien und die Initiative "G 9 jetzt", die ein Volksbegehren zur flächendeckenden Rückkehr zu G 9 angestrengt hat.

Anlass für das Zerwürfnis ist ein Rundschreiben des Vorstands der Landeselternschaft an die Schulpflegschaften, das unserer Redaktion vorliegt. Darin heißt es: "Im Unterschied zur Initiative streiten wir für ein modernes, neues G 9." Selbstverständlich sei, "dass andere Schulformen durch die Einführung eines neuen G 9 nicht benachteiligt werden. Wir stehen nicht in Konkurrenz zu anderen Schulformen."

Hintergrund sind Sorgen der Gesamtschul-Eltern, durch eine Rückkehr zu G 9 werde an den Gesamtschulen die Zahl der Pflichtstunden gekürzt. Der Gesetzentwurf von "G 9 jetzt", der dem Volksbegehren zugrunde liegt, sieht nämlich für alle Schulformen in der Sekundarstufe I maximal 180 Pflichtwochenstunden vor, um Nachmittagsunterricht überflüssig zu machen. An Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen sind es derzeit aber 188 Pflichtstunden. Die Landeselternschaft der integrierten Schulen und die Gesamtschulverbände werfen der G 9-Initiative daher vor, sie strebe eine Unterrichtskürzung an diesen Schulen an. Die Differenz von acht Stunden sei dann kein Pflichtunterricht mehr und drohe Sparrunden zum Opfer zu fallen.

Für das Volksbegehren liegen in den Kommunen bis Juni Unterschriftenlisten für G 9-Unterstützer aus. Zudem sammeln die Elterninitiativen in Eigenregie Unterschriften. 1,1 Millionen sind für einen Erfolg nötig. Der Gesetzentwurf könne nicht mehr verändert werden, warnten die Gesamtschulverbände, die stattdessen für ein ordentliches Gesetzgebungsverfahren plädieren. Diese Bedenken haben die Gymnasial-Eltern nun aufgenommen.

"Wir hätten uns gern mit der Elterninitiative über den Gesetzentwurf abgestimmt. Leider ist das nicht passiert", sagte der Vorsitzende Ulrich Czygan: "Der Entwurf, der vorliegt, würde in das Unterrichtsbudget der anderen Schulformen eingreifen." Ein "Hineinregieren" stehe den Gymnasialeltern aber nicht zu: "Gerade Gesamtschulen mit ihrer oft schwierigen Schülerklientel brauchen jede Stunde."

Marcus Hohenstein, Sprecher von "G 9 jetzt", zeigte sich verärgert: "Der Brief macht mich sprachlos", sagte er zur Forderung nach einem "modernen, neuen G 9". Hohenstein: "Soll das heißen, dass die Elterninitiativen ein altmodisches und verstaubtes G 9 wollen?" Der Gesetzentwurf des Volksbegehrens benachteilige keine andere Schulform. Die "Belastung der anderen Schulformen durch den Zwang zum Nachmittagsunterricht" wolle man vielmehr ebenfalls rückgängig machen. Hohenstein bot den Gesamtschul-Eltern Gespräche an. Einsparungen an anderen Schulformen lehne auch er ab.

(fvo)
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