Persönlich Frank-Walter Steinmeier . . . entdeckt seine Liebe zu Österreich

Weil es Frank-Walter Steinmeiers Antrittsbesuch war, empfing ihn Wien mit militärischen Ehren. Viele deutsche Touristen beobachteten die Zeremonie im Innenhof der Wiener Hofburg, dem Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Es war eine Art rot-grüner Gipfel auf präsidialer Ebene, der da gestern in Wien stattfand. Beide Präsidenten sind neu im Amt. Ganz Diplomat, nannte Steinmeier den Österreicher einen "neuen Freund in Wien" und sagte augenzwinkernd, von seinem um acht Wochen dienstälteren Kollegen lernen zu wollen. Van der Bellen, der letzten Dezember zum Präsidenten gewählt wurde, ist der erste Grüne in der republikanischen Geschichte Österreichs. Seine Wahl gilt seither als Stoppsignal für die Rechtspopulisten, die danach in mehreren europäischen Ländern Niederlagen erlitten. Es sei seine dritte Begegnung mit Van der Bellen, so Steinmeier, die erste als Bundespräsident. Beide verbindet ein bedächtiger Amtsstil, der auf jahrelangen Erfahrungen im politischen Alltag gründet. Das Gespräch war ernster. Es drehte sich um die Zukunft Europas, um die sich beide besorgt zeigten, die nachbarschaftlichen Beziehungen, um Migration, bei der sich die Regierungen in Berlin und Wien nicht immer einig sind. Einig sind die Präsidenten, "dass wir um eine europäische Lösung in der Flüchtlingsfrage nicht herumkommen". Wer nur von Schließen und Blockieren rede, "denkt zu kurz", fügte Steinmeier noch hinzu. Eine Anspielung auf die Politik von Bundeskanzler Christian Kern?

Denn auch beim anschließenden Treffen mit Kern ging es um Europa, Migration und Wirtschaft. Steinmeier traf zudem Intellektuelle: Schriftsteller Robert Menasse ("Schubumkehr"), der im gesamtdeutschen Sprachraum für kritische, aber pro-europäische Thesen bekannt ist, und den Philosophen Konrad Paul Liessmann. Rudolf Gruber

(RP)
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