Persönlich Frank Richter . . . will mit "Pegida" diskutieren

Bisher lehnen die Organisatoren und Besucher der "Pegida"-Demonstrationen Gespräche mit Politikern oder Medienvertretern strikt ab. Wenn jemand dieses Schweigen brechen kann, scheint das Frank Richter zu sein. Der 50-jährige Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen hat schon mehrfach sein Verhandlungsgeschick bewiesen. 1989 gründete er als Kaplan und Domvikar in Dresden die Bürgerrechtsorganisation "Gruppe der 20". Die Gruppe verhandelte im Namen der Demonstranten für eine demokratische Wende in der DDR mit den Funktionären der Einheitspartei SED in der sächsischen Landeshauptstadt. Für dieses Engagement erhielt Richter das Bundesverdienstkreuz.

Auch jüngst war Richter als Moderator aktiv. So leitete er die anspruchsvolle Diskussion um ein angemessenes Gedenken an die Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Als es 2013 Proteste gegen ein geplantes Asylbewerberheim gab, vermittelte Frank Richter und verhinderte so eine Eskalation.

Richters Biografie ist jedoch nicht nur von seiner Arbeit als Schlichter geprägt. Aus Liebe zu seiner Frau gab er das Priesteramt auf, arbeitete als Referent beim sächsischen Bildungsinstitut. Seit Februar 2014 ist er Chef der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen. Wie ein Sprecher der Landeszentrale sagt, bemüht sich Richter um eine ernste Auseinandersetzung mit den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes".

Diese Ernsthaftigkeit würden die "Pegida"-Organisatoren honorieren.

Allerdings ist die Frage nach einem angemessenen Umgang auch in Kirchenkreisen ungeklärt. Während der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick predigte, Christen dürften bei "Pegida" nicht mitmachen, erklärte sein Amtskollege aus München, Reinhard Kardinal Marx, dass es in dieser Frage keine "oberhirtlichen Anweisungen" gebe.

(ac)
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