Düsseldorf Experten bemängeln Sicherheit an Bahnhöfen in NRW

Düsseldorf · Die zuständige Bundespolizei ist dramatisch unterbesetzt. Hinzu kommen Mängel beim Digitalfunk und fehlende Lkw-Sperren.

Die Sicherheit an den Bahnhöfen in NRW ist nur noch eingeschränkt gewährleistet, weil die dafür zuständige Bundespolizei dramatisch unterbesetzt ist. Bundesweit fehlen nach Gewerkschaftsangaben 16.000 Bundespolizisten. Allein an den größten Bahnhöfen in NRW (Aachen, Düsseldorf, Köln, Essen, Dortmund und Münster) sollen es fast 1000 sein. Außerdem habe es 2017 im Schnitt pro Beamten 40 Krankheitstage gegeben.

"Es kommt vor, dass Bürger an Bahnhöfen 30 bis 40 Minuten auf die Polizei warten müssen", berichtete Polizeigewerkschafter Berthold Hauser (GdP) gestern im Innenausschuss des Landtages. Der Ausschuss hatte auf Initiative der SPD ein halbes Dutzend Experten eingeladen. Deren einstimmige Einschätzung: Es gibt eine Sicherheitslücke in den Bahnhöfen in NRW. Etwa, weil die Bahnhofspolizeiwachen an sogenannten kleineren Bahnhöfen in NRW teilweise gar nicht mehr rund um die Uhr besetzt werden. In die Kategorie "kleinerer Bahnhof" fällt aber zum Beispiel auch ein Großstadtbahnhof wie Gelsenkirchen. In solchen Fällen muss dann die Landespolizei übernehmen, die aber bekanntlich ebenfalls noch unter Personalnot leidet - die von der neuen Landesregierung bewilligten zusätzlichen Polizisten müssen erst noch ausgebildet werden.

Hinzu kommen technische Mängel, etwa beim Digitalfunk. "Im Flughafen Düsseldorf gibt es in jedem Kellerraum Empfang", nannte Ernst Walter von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) ein Beispiel, "in deutschen Bahnhöfen funktioniert der Funk in großen Teilen des Gebäudes und den Tunneln nicht." So konnte die Verstärkung im Fall des Bundespolizisten, der in einem Essener Bahnhofstunnel fast bewusstlos gewürgt wurde, nur zeitverzögert angefordert werden.

Unverständlich ist für Walter auch, "warum an den großen deutschen Bahnhöfen, die absolutes Terrorziel sein können, keine Lkw-Sperren errichtet werden". Terroristen steuerten schon mehrfach Lkw in Menschenmengen. Denkbar ist auch, dass ein Sprengstoff-Lkw in Bahnhofsnähe gezündet wird. "Hier muss die Deutsche Bahn mehr unternehmen", forderte Walter. Sie ist Eigentümer der Bahnhöfe.

Hoffnung machen den Experten Modellprojekte wie beispielsweise in Dortmund, wo Landes- und Bundespolizei im Großraum Hauptbahnhof teilweise unter dem Dach eines gemeinsamen Einsatzkonzeptes arbeiten. Ein Vertreter des Dortmunder Polizeipräsidiums berichtete, dass die Kriminaldelikte in diesem Bereich seit fünf Jahren rückläufig sind.

Zahlen zur Entwicklung der Kriminalität an Bahnhöfen lagen dem Ausschuss nicht vor. Sie sollen jetzt ermittelt werden. Die Kriminalitätsstatistik erfasst bislang nur die Zahlen für ganze Stadtgebiete. Die Experten empfahlen dem Landtag, an den Bahnhöfen Gemeinschaftswachen mit städtischen Ordnungskräften, Landes- und Bundespolizisten einzurichten. Das wird nun Gegenstand weiterer Beratungen im Landtag.

(tor)
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