Persönlich Evo Morales . . . will König der Indios bleiben

Seit einem Jahrzehnt ist Evo Morales in Bolivien an der Macht. Und der Präsident, der so gerne Koka-Blätter kaut, feiert das Jubiläum so, wie es seine Anhänger von ihm erwarten: mit indigenen Ritualen und einer klaren Kampfansage.

In ein paar Wochen soll die Anden-Nation darüber abstimmen, ob der ehemalige Koka-Bauer und Gewerkschaftsführer noch einmal zur Wahl antreten darf. Die aktuelle Verfassung des Landes verbietet das, doch das notwendige Referendum wird zu seinen Gunsten ausgehen. Denn Morales, der klare Wahlsiege gewohnt ist, muss sich nicht ernsthaft Sorgen machen, dass ihm seine Machtbasis, die indigene Bevölkerung, die Gefolgschaft verweigert. Morales ist der einzige Politiker aus der Phalanx der südamerikanischen Linkspopulisten und -politiker, der seine Zustimmungsraten konstant hoch halten kann. Das gelingt, weil Morales keinen ökonomischen Selbstmordkurs fährt wie Venezuelas verzweifelte Planwirtschaftler. Und weil er ein begnadeter Redner ist. Ihm gelingt es, seine Anhänger auch zehn Jahre nach seinem Amtsantritt noch zu begeistern.

Auch ein knallharter Pragmatiker steckt in ihm: Öffentlich hetzt Morales gegen die "Gringos", also die US-Amerikaner, auf politischem Parkett aber sucht er die Nähe zum Weißen Haus. Das Wirtschaftswachstum Boliviens ist vergleichsweise ordentlich, weil der Vollblutsozialist der Marktwirtschaft ihren Spielraum lässt - und dann abkassiert.

Morales scheint schon jetzt wie ein Relikt aus der Zeit der Revolution des "Sozialismus des 21. Jahrhunderts". Doch die starb mit Hugo Chavez 2013. Dessen Weggefährten konnten den Abstieg ebenso wenig verhindern wie seine Nachfolger im eigenen Land. Morales bleibt aber unangetastet. Das liegt auch an seiner ethnischen Herkunft. Die indigene Bevölkerung Boliviens will nie mehr von einer weißen Oberschicht regiert werden. Deshalb wird Evo Morales noch lange bleiben, was er ist: der "König der Indios".

(RP)
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