Sorge um "Grexit" Juncker bricht Vermittlungsversuch im Griechenland-Streit ab

Brüssel · Im griechischen Schuldendrama hat EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker einen Vermittlungsversuch abgebrochen.

 EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker an diesem Wochenende beim Schengen-Jubiläum.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker an diesem Wochenende beim Schengen-Jubiläum.

Foto: dpa, mc lb

Die Verhandlungen mit der griechischen Regierung zur Lösung des Schuldenstreits sind nach Angaben der EU-Kommission vorerst gescheitert. Es habe zwar einige Fortschritte gegeben, aber die Gespräche hätten nicht zum Erfolg geführt, teilte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde am Sonntagabend mit.

Es blieben signifikante Unterschiede zwischen den Plänen der Regierung in Athen und den gemeinsamen Anforderungen von Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Die Vorschläge der griechischen Seite seien zudem unvollständig geblieben.

Auf dieser Basis müsste nun die Eurogruppe die Diskussionen weiterführen. Das nächste Treffen der Euro-Finanzminister ist für Donnerstag in Luxemburg angesetzt. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bleibe aber überzeugt, dass bis Ende des Monats eine Lösung gefunden werden könne, wenn die griechische Regierung mehr Reformbemühungen und alle Seiten politischen Willen zeigten, fügte die Sprecherin hinzu.

Die Regierung in Athen ringt seit Monaten mit den internationalen Geldgebern um Reformauflagen für die Freigabe weiterer Hilfen in Höhe von 7,2 Milliarden Euro. In gut zwei Wochen muss Griechenland 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen, über die es nicht verfügt. Scheitern die Gespräche endgültig, drohen Griechenland die Staatspleite und ein Ausscheiden aus dem Euro.

Ifo-Chef Sinn bevorzugt "Grexit"

Ein Euro-Austritt Griechenlands wäre für Europa und vor allem für das Land selbst nach Auffassung von Ifo-Chef Hans-Werner Sinn deutlich günstiger als die Fortsetzung der Rettungsprogramme. "Der Grexit ist für die Euro-Zone und vor allem für Griechenland selbst viel besser als diese scheinbare Rettungspolitik, die wir seit Jahren betreiben", sagte Sinn unserer Redaktion.

Nur durch Abwertung der Drachme als neuer Währung könne Griechenland wieder Wachstum und Arbeitsplätze schaffen. "Die ersten beiden Jahre werden hart, aber dann geht es wieder aufwärts, wenn man nicht all zu viel falsch macht", sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. "Der Grexit käme auch Deutschland deutlich günstiger als das weitere Durchwursteln", sagte Sinn.

(dpa, afp, reu)
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