Europa Griechenlands Austritt aus dem Euro verliert seinen Schrecken

Berlin/Athen · Einen Tag nach Ankündigung von Neuwahlen in Griechenland ist der Euro auf 1,21 Dollar gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit Juli 2012. Dies spiegelt die Angst vor einer Rückkehr der Euro-Krise wider. Dennoch sind Wirtschaft und Märkte gelassener als 2009, als das Land erstmals vor der Staatspleite stand.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
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Das ist Alexis Tsipras

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Foto: dpa, sp ase tba

Denn mit dem Staaten-Rettungsfonds ESM und dem Banken-Rettungsfonds FMSA gibt es Institutionen, die strauchelnde Staaten sowie Banken auffangen und so eine Kettenreaktion verhindern können. Zudem haben die Banken fast alle Griechenland-Anleihen entsorgt und ihr Kapitalpolster kräftig aufgestockt.

Die Europäische Zentralbank steht mit einer Billion Euro Liquiditätsspritze bereit. Damit scheint es heute auch Realisten denkbar, dass Griechenland die Euro-Zone verlässt. Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, hält einen geordneten Austritt Athens aus der Euro-Zone für ungefährlich. Ansteckungseffekte für andere Länder wären gering.

Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) sieht ebenfalls keine Gefahr mehr für Euro-Zone, falls Athen austreten sollte. "Die Situation ist eine völlig andere als vor drei Jahren, als man die Sicherungsmechanismen noch nicht hatte. Die Zeiten, in denen wir Griechenland retten mussten, sind vorbei. Es gibt kein Erpressungspotenzial mehr. Griechenland ist nicht systemrelevant für den Euro." Zugleich warnte Fuchs vor den Folgen eines Wahlsiegs der Linken.

"Wenn Alexis Tsipras von der griechischen Linken Syriza meint, er könne die Reformanstrengungen und Sparmaßnahmen Griechenlands zurückfahren, dann wird die Troika aber auch die Kredite für Griechenland zurückfahren müssen", sagte Fuchs.

Am 25. Januar wählen die Griechen ein neues Parlament. Nun zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Konservativen von Ministerpräsident Antonis Samaras und Alexis Tsipras von der linken Syriza-Partei ab. In einer gestern veröffentlichten Meinungsumfrage kam Syriza auf 28,1 Prozent, während die Neue Demokratie von Samaras bei 25,1 Prozent landete. Damit ist der Vorsprung von Syriza gegenüber der Vorwoche bereits etwas geschmolzen.

Griechenland wird seit 2010 mit zwei Rettungsschirmen im Umfang von 240 Milliarden Euro über Wasser gehalten. Hierfür hat der deutsche Steuerzahler bislang nur Garantien gegeben. Verloren sind dagegen 9,2 Milliarden Euro, auf die der Bankenrettungsfonds FMSA beim ersten Schuldenschnitt für die griechischen Staatsanleihen verzichtet hat, wie FMSA-Chef Christopher Pleister dem "Handelsblatt" sagte.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt, ob der FMSA zu viele Anleihen zum Schnitt eingereicht und Steuergeld verschenkt hat.

(qua)
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