Vorschlag von Wolfgang Schäuble Deutschland erwägt "Auszeit vom Euro" für Griechenland

Brüssel · Kommt der "Grexit" auf Zeit? Die Pläne von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble für eine mögliche fünfjährige Auszeit von Griechenland aus der Eurozone sind mit Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) und SPD-Chef Sigmar Gabriel abgestimmt.

Es ist in jüngster Zeit viel darüber geschrieben, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Währungsunion im Falle eines griechischen Ausscheidens gestärkt sähe - dies scheint sich nun zu bestätigen: Wie mehrere EU-Diplomaten dieser Zeitung am Samstagabend übereinstimmend berichteten, ist dies eine Option in einem Papier aus Schäubles Ministerium, das am Rande des Eurogruppentreffens am Samstag in Brüssel zirkulierte. "Griechenland sollten zügig Verhandlungen über eine Auszeit von der Eurozone von mindestens fünf Jahren angeboten werden", zitierte ein EU-Diplomat gegenüber dieser Zeitung daraus. Dies soll einhergehen mit einer "Schuldenumstrukturierung in einem Format, ähnlich dem Pariser Club."

Die Pläne von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sind mit Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) und SPD-Chef Sigmar Gabriel abgestimmt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstagabend in Brüssel.

Dieser Vorschlag stellt den Angaben zufolge jedoch nicht die einzige Option dar, die die Bundesregierung sich vorstellen kann. Alternative dazu wäre demnach ein striktes Reformprogramm mit strenger Überwachung. Zudem gab es unterschiedliche Angaben dazu, ob diese Option von den Ministern der Eurogruppe im großen Kreis diskutiert wurde. Während ein französischer Diplomat berichtete, dass "dieser Vorschlag bisher nicht in der Ministerrunde besprochen worden ist", sagte ein anderer Sitzungsbeobachter, Schäuble habe diese Option zumindest indirekt angesprochen.

In der Bundesregierung wurde die Existenz des Papiers bestätigt, seine aktuelle Relevanz jedoch bestritten. "Das ist ein Arbeitspapier mit Überlegungen für den Fall, dass Plan B zum Einsatz kommen muss, und nicht für die heutige Sitzung gedacht", so ein EU-Diplomat. Entsprechend habe Schäuble dies seinen Kollegen auch nicht vorgetragen. Das Papier sei im Vorfeld lediglich an "like-minded countries" weitergegeben worden, so der Diplomat weiter. Damit werden in der EU gewöhnlich jene Länder bezeichnet, die in einem Punkt ähnliche Ziele verfolgen wie die eigene Regierung.

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