Griechenland-Krise Steinmeier ist "fassungslos"

Berlin · Der "Zickzackkurs" der griechischen Regierung lässt den deutschen Außenminister ungläubig erstarren. Frank-Walter Steinmeier kann für die Beschlüsse der Entscheidungsträger in Athen offenbar keinerlei Verständnis mehr aufbringen.

 Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Foto: dpa, tba htf

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sich "fassungslos" über den "Zickzackkurs" der griechischen Regierung bei den Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern geäußert. "Der Zickzackkurs der griechischen Regierung in den letzten Stunden und Tagen macht einen doch fassungslos", sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag". Die Geldgeber hätten "mit viel gutem Willen" einen Kompromiss für einen Ausweg aus der Krise gefunden. "Ich verstehe nicht, wie eine gewählte griechische Regierung seinem Volk empfiehlt, den europäischen Vorschlag abzulehnen."

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte in der Nacht zum Samstag überraschend ein Referendum über die Vorschläge der Geldgeber für den 5. Juli angekündigt. Am Samstagabend stimmte das Parlament für die Abhaltung der Volksbefragung. Tsipras rief die Bevölkerung auf, "ein großes Nein zum Ultimatum" der Gläubiger und "ein großes Ja zu Europa und zur Solidarität" zu sagen. Die Finanzminister der Eurozone warfen Tsipras vor, einseitig die Verhandlungen abgebrochen zu haben, und entschieden, das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm nicht zu verlängern.

Steinmeier warf der Regierung in Athen vor, ihre Bürger "in Geiselhaft" zu nehmen, "um Europa weitere Konzessionen abzutrotzen". Sie müsse die Verantwortung für das Schicksal ihres Volkes übernehmen und dürfe nicht weiter Illusionen nähren. "Bis heute wird in Griechenland suggeriert, dass man ohne nachhaltige Reformen das Blatt wenden könne", kritisierte Steinmeier in der "Welt am Sonntag". Er hatte sich am Samstag in der Zeitung zunächst ähnlich wie Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zustimmend zu der Ankündigung des Referendums geäußert.

(AFP)
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