Bankenöffnung Griechenland findet zu einer Art Normalität zurück

Athen · Mit der Öffnung der Banken und der Rückzahlung von Schulden hat Griechenland nach der Einigung mit seinen Gläubigern am Montag wieder zu einer Art Normalität seines Finanzwesens zurückgefunden.

Athen - Schlangen vor den Banken nach Wiedereröffnung
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Athen - Schlangen vor den Banken nach Wiedereröffnung

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Die griechischen Banken öffneten am Montag nach dreiwöchiger Schließung erstmals wieder. Die Griechen dürfen nun wieder mehr als nur 60 Euro am Tag abheben - vorausgesetzt, sie überschreiten ein Wochenlimit von 420 Euro nicht. Zu den Kapitalverkehrskontrollen, die in Kraft blieben, zählt auch ein Verbot der meisten Überweisungen zu ausländischen Banken.

Zwar kamen am Montag viele Menschen in die Schalterhallen der Banken, doch lange Schlangen bildeten sich nicht. Einige Kunden stellten enttäuscht fest, dass sie nach wie vor mit Restriktionen leben müssen: "Ich kam heute, um meine Rente abzuholen, aber ich konnte nur einen kleinen Prozentsatz davon bekommen", sagte Spyros Papasotiriou in Athen.

Bankenverband: Griechen sollen Ersparnisse wieder anlegen

Louka Katseli, Präsidentin des griechischen Bankenverbands und Chefin der Nationalbank, richtete im Fernsehsender Mega einen Appell an die Kunden. Sie sollten ihre Ersparnisse wieder bei den Banken anlegen und so dazu beitragen, die griechische Wirtschaft anzukurbeln. Die ehemalige Pasok-Ministerin verwies darauf, dass seit Dezember etwa 40 Milliarden Euro von den Banken abgezogen worden seien.

Die Regierung in Athen begann derweil mit der Rückzahlung überfälliger Schulden an den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie an die Europäische Zentralbank (EZB). Der IWF in Washington bestätigte den Eingang von rund zwei Milliarden Euro.

Damit ist Griechenland nicht länger im Zahlungsverzug, nachdem das Land Ende Juni und im Juli zwei Zahlungsfristen beim IWF hatte verstreichen lassen. Aus dem Finanzministerium in Athen verlautete, auch die Zahlung von 4,2 Milliarden Euro an die EZB sei erfolgt.

Brückenkredit schon fast wieder aufgebraucht

Damit ist der Brückenkredit der EU an Athen in Höhe von 7,16 Milliarden Euro, der am Montag ausgezahlt wurde, schon fast wieder aufgebraucht. Die griechische Regierung hatte sich mit ihren Gläubigern nach einem harten Ringen auf ein Sparprogramm im Gegenzug für weitere Finanzhilfen geeinigt.

Im Zuge des Sparprogramms, dessen zweiter Teil am Mittwoch im griechischen Parlament zur Abstimmung steht, traten am Montag deutliche Steuererhöhungen in Kraft.

Für viele Produkte und Dienstleistungen wie den öffentlichen Nahverkehr oder Restaurants gilt nun ein um zehn Prozent höherer Mehrwertsteuersatz von 23 Prozent. Für Wasser, Energie und Grundnahrungsmittel, insbesondere Frischprodukte, gilt eine 13-prozentige Mehrwertsteuer.

Viele Produkte und Dienstleistungen sind jetzt teurer

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer machen vor allem der Unter- und Mittelschicht zu schaffen. Die Regierung erhofft sich von den Steuererhöhungen jährliche Mehreinnahmen von 2,4 Milliarden Euro ab 2016 und von 795 Millionen im laufenden Jahr.

Das griechische Parlament hatte den Steuererhöhungen und anderen Auflagen der Geldgeber wie Privatisierungen sowie Abschaffung der Frühverrentung in der Nacht zum Donnerstag zugestimmt. Fast vierzig der insgesamt 149 Abgeordneten der Syriza-Fraktion verweigerten dabei Regierungschef Alexis Tsipras die Gefolgschaft.

Am Mittwoch stimmt das Parlament über weitere Maßnahmen des Sparpakets ab - unter anderem geht es um das Banken- und Justizwesen. Nach Informationen der Syriza nahestehenden Zeitung "Avgi" will Tsipras diese Abstimmung zum Test machen: Sollte die Zahl der Abweichler aus seiner Syriza-Fraktion zunehmen, will er demnach zurücktreten.

(AFP)
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