Rätselhaftes Flugblatt in Idomeni Politische Geschäfte mit Flüchtlingsleid

Meinung | Berlin · Vermutlich wollten die Aktivisten, die sich den lustigen Namen "Kommando Norbert Blüm" gaben, Flüchtlingen helfen – aber sie begaben sich damit in die Nähe von Schleusern.

 Das Flugblatt das mit "Kommando Norbert Blüm" signiert ist. Die Skizze auf dem Flyer zeigt einen potenziellen Weg, der Flüchtlinge über die Grenze nach Mazedonien führen soll.

Das Flugblatt das mit "Kommando Norbert Blüm" signiert ist. Die Skizze auf dem Flyer zeigt einen potenziellen Weg, der Flüchtlinge über die Grenze nach Mazedonien führen soll.

Foto: dpa, tba

Vermutlich wollten die Aktivisten, die sich den lustigen Namen "Kommando Norbert Blüm" gaben, Flüchtlingen helfen — aber sie begaben sich damit in die Nähe von Schleusern.

Drei Tote! Das ist die Botschaft, die alles überlagern sollte. Drei Menschen sind Stunden zuvor in der Nähe jener Stelle gestorben, an der Helfer mit Seilen den Übergang über den Fluss an der Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland abzusichern versuchen. Es herrscht also Lebensgefahr. Und wer treibt sie hinein? Diejenigen, die ihre Aktion nicht abblasen, mit der sie unter dem Titel "Kommando Norbert Blüm" ein Zeichen setzen wollen: Ein Zeichen gegen die barbarische Inhumanität der Europäischen Union, gegen die mazedonische Grenzschließung, gegen den Umgang mit Flüchtlingen in Europa.

Und wie gehen sie selbst damit um? Sind sie wirklich besser als die Schleuser, die den Flüchtlingen ein Vermögen abknöpfen, um sie auf eine lebensgefährliche Reise zu bringen? Besser als die vielen "geschäftstüchtigen" Taxifahrer, Ticketverkäufer und anderen "Dienstleister", die die Unkenntnis der Flüchtlinge ausnutzen, um sie kräftigst übers Ohr zu hauen? Nur weil das Motiv der Aktivisten nicht Eigennutz ist, sondern ein politisches Signal?

Die Aktivisten bieten auf Flugblättern eine "Lösung" an, indem sie den Verzweifelten vormachen, sie bräuchten sich einfach nur zu Tausenden auf den Weg machen, einfach an dem Zaun entlang, dort gebe es einen gefahrlosen Weg ins Land. Die Polizei werde diesen "Marsch der Hoffnung" schon nicht aufhalten.

Sie kommen nicht ohne Lebensgefahr rüber, sie werden aufgehalten, sie werden zurückgebracht, sie werden noch mehr entmutigt und erst Recht in die Verzweiflung getrieben. Mag sein, dass das alles das Gewissen der Aktivisten nicht berührt, weil sie ja die Unmenschlichkeit der Festung Europa und der mazedonischen Grenzsicherung vorgeführt haben. Aber auch sie haben für diesen politischen Zweck den Flüchtlingen nicht geholfen, sondern sie benutzt.

(may-)
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